Jahreshauptversammlung „Stolpersteine in Kassel e.V.“
am 7. Juni 2018 von 19 bis 20.30 Uhr in der AWO-Cafeteria mit 15 Teilnehmern/Innen
in Kassel, Wilhelmshöher Allee 89, Cafeteria des AWO-Pflegeheims
Der Vorsitzende Jochen Boczkowski eröffnete die Versammlung.
Sie ist durch E-Mail und Brief vom 24. April 2018 an alle Mitglieder frist- und ordnungsgemäß unter Angabe der Tagesordnung einberufen worden. Der Vorsitzende stellte die Beschlussfähigkeit fest.
1. Konstituierung Versammlungsleitung – Tagesordnung – Wahlleitung
2. Berichte Vorstand und Kassierer
3. Aussprache
4. Bericht Kassenprüfer / Entlastung
5. Anträge
6. Wahlen
7. Ergänzung: Verschiedenes
1. Konstituierung
Versammlungsleitung: Norbert Sprafke – eine Teilnehmerliste wurde erstellt.
Tagesordnung: genehmigt mit Ergänzung „Verschiedenes“
Wahlleitung: Rolf Steinl und Rüdiger Scheel
2. Bericht des Vorsitzenden
Jochen Boczkowski berichtete über die vielfältigen Vereinsaktivitäten im Berichtszeitraum von Juli 2017 bis Juni 2018. Der Vorstand hat 6mal getagt.
Im Berichtszeitraum wurden 2018 bereits 88 Stolpersteine für einzelne Opfer und Opferfamilien, unter ihnen 23 Kinder und Jugendliche, an 27 Stellen in verschiedenen Kasseler Stadtteilen verlegt. Die meisten Opfer waren jüdischer Abstammung, einige waren aus politischen oder religiösen Gründen von den Nazis verfolgt worden. Die Steinverlegungen, von uns in der Nachbarschaft durch Flyer mit Verlegeablauf und Pressemitteilung und seit 2012 von den beiden Bauhofmitarbeitern stets präzise vorbereitet, verliefen unter großer Anteilnahme. Überlebende Familienangehörige aus dem In- und Ausland, Schüler benachbarter Schulen, oft mit eigenen Beiträgen, und viele Interessierte nahmen teil. Hier sind besonders die Schüler der Grundschule Unterneustadt, das Goethegymnasium (2017) und das Wilhelmsgymnasium (2018) zu nennen. Darüber hinaus wurden die Verlegungsfeiern vielfältig musikalisch und ggf. von Kantor Jakow Axelrod mit dem jüdischen Totengebet begleitet.
Es kam zu bewegenden Begegnungen, etwa als zwei Freunde aus Kasseler Grundschuljahren, der eine aus London mit Familie, der andere aus Kassel, sich nach 80 Jahren wiedersahen. Ein besonderes Ereignis war der Beitrag des Shalomchores aus Berlin zur Steinverlegung für die Stifterfamilie. Der Chor gab am Vorabend ein Konzert in der Synagoge, das von der BBC London aufgezeichnet wurde.
Besondere Teilnehmer und Akteure waren auch der „Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge“, Vertreter aus „Diakonischen Gemeinschaft Hephata“, sowie Stadträtin Susanne Völker.
„Schicksale erhellen und Angehörige finden“, diese nach wie vor aktuelle Motivation wurde hauptsächlich durch die intensive Recherchearbeit der etwa 8 aktiven Mitglieder in analogen und digitalen Archiven, darunter des Internationalen Suchdienstes (International Tracing Service, ITS) Bad Arolsen, den Gedenkstätten und mit den Angehörigen fortgesetzt. Dabei bleiben Irrwege nicht aus, die dann neue Ansätze erfordern. Wir wünschen uns Verstärkung für diese spannende und so wichtige Recherchetätigkeit. Für die Verlegeplanung in 2019 sind bereits 25 Namen gelistet, weitere werden hinzu kommen.
Die weltweite Vernetzung wächst, wie auch die wachsende Zahl der Zugriffe auf die von Jürgen Strube und Wolfgang Matthäus gepflegte Home Page zeigt, im Mai waren es z.B. über 600.
Wieder zu nennen waren die enge Kooperation mit der VHS, dem Verein „Kassel-West“, der Gedenkstätte Breitenau sowie dem Kasseler „Amt für Vermessung und Geo-Information“, hier besonders beim „Stadtplan der Erinnerung“ im Herbst 2017. Zusammen mit dem „Archiv der deutschen Frauenbewegung“ wurde die deutschen Übersetzung von Frieda Sichels Buch „Challenge of the Past“ ermöglicht, an der Wolfgang Matthäus, ebenso wie an den Stadtspaziergängen „Jüdisches Leben in Kassel“ wieder maßgeblich beteiligt war.
Die Pflege der Stolpersteine wurden auch im Berichtsjahr an den besonderen Mahn- und Gedenktagen am 9. November 2017 und 27. Januar 2018 mit dem Putzen und Schmücken der Stolpersteine durch die engagierten ‚Pflegepaten‘ begangen, an denen sich wieder viele Mitglieder und andere, auch Hausgemeinschaften und die Schulen beteiligten. Auch diese Aktionen wurden wie die Verlegungen mit der HNA-Berichtserstattung gut begleitet.
Bericht des Kassierers
Jürgen Strube erläuterte die Einnahmen und Ausgaben im Kalenderjahr 2017, die er schriftlich im Kassenbericht schlüssig dargestellt hatte. Die Beiträge der 55 bis 60 Mitglieder gingen ordnungsgemäß bis auf wenige wegen Kontofragen ein. Kürzlich sind 3 neue Mitglieder dazu gekommen.
So großzügige Zuwendungen wie die Spenden aus USA und die gerichtliche Zahlungsauflage wie im Vorjahr waren 2017 nicht wieder eingegangen. Unser Verein soll bei den Gerichten wieder in Erinnerung gebracht werden.
Die teure Suchanzeige im AUFBAU (deutschsprachige jüdische Zeitung in New York) hatte nichts er-bracht und wird nicht wiederholt.
In Zukunft ist mit höheren Kontoführungsgebühren und Recherchekosten zu rechnen. Insgesamt ist die aktuelle Kassenlage mit derzeit € 10.377,07 gut.
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