Tätigkeitsbericht Jahresmitgliederversammlung Stolpersteine in Kassel e.V.

 

am 29. Juni 2017 in den Bürgerräumen Wehlheiden

 

Jochen Boczkowski

 

 

 

Bei der Jahreshauptversammlung 2016, die am 7. Juni im Haus der Sparkassen Versicherung Hessen-Thüringen stattgefunden hat, ist ein aus 7 Personen bestehender Vorstand gewählt worden.

 

Angelika Dörr, Frank-Matthias Mann und Wolfgang Matthäus als Beisitzer. Als Schriftführerin Gudrun Schmidt. Zum Kassierer Jürgen Strube. Norbert Sprafke wurde zum Stellvertretenden und Jochen Boczkowski als Vorsitzender gewählt.

 

Diese Mannschaft hat sich im Berichtszeitraum 7-mal zu regulären Vorstandsbesprechungen getroffen und die anstehenden Aufgaben besprochen und Beschlüsse gefasst. Im Ergebnis seiner Festlegungen sind Recherchen zu 37 Stolpersteinen angestellt worden. Dazu waren zahlreiche Besuche im Stadtarchiv Kassel, den Staatsarchiven Wiesbaden und Marburg und Kontakte zum Bundesarchiv und zum Leo-Baeck-Institut notwendig. Die dort gewonnenen Kenntnisse fanden und finden ihren Niederschlag in den Gedenkblättern. Auch eine Anzeige im AUFBAU NewYork wurde geschaltet um Kontakt zu Angehörigen zu bekommen.

 

Der Verein hat im November 2016 zur Erinnerung an die Pogrome 1938 und im Januar 2017 anlässlich der Auschwitz-Befreiung die Mahn und Putzaktion an den Kasseler Steinen angeregt und mit Hilfe vieler Mitstreiter aus Schulen, dem Verein und der Nachbarschaft durchgeführt.

 

Wir sind in Kooperation mit der vhs-Kassel, dem Verein Kassel-West, der Gedenkstätte Breitenau, dem Sara-Nussbaum-Zentrum, der VVN und anderen Mitveranstalter bei Vortragsveranstaltungen und Ausstellungen. Der Verein präsentiert sich im Rahmen von d14 im Internetportal „Kassel Kultur 2017“.

 

Im Juli 2016 fand die beeindruckende Stolpersteinzeremonie für Emma und Heinrich Landschneider im Stadtmuseum und anschließend vor Ort in der Holländischen Straße statt. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass Ernst Richard Matthiensen, ein Verwandter der Landschneider, aus Boston uns mit einer großzügigen Spende von 5000 Euro kräftig unter die Arme gegriffen hat.

 

Die im Mai 2017 stattgefundenen Verlegungen an Stellen mit 15 Steinen sind ansprechend gestaltet worden. Besonders zu erwähnen sind die aktive Mitwirkung der jüdischen Gemeinde in Person des Kantors und des Sara-Nussbaum-Zentrums in Person von Frau Elena Padva mit Gitarre und Gesang. Bei diesen Verlegungen waren Angehörige aus USA und Schottland (Oppenheim), Israel (Kaufmann), Hamburg (Geis), England (Sichel), Kassel (Reuse). Zum Teil haben sie bei den Zeremonien das Wort ergriffen und zu bewegenden Augenblicken beigetragen.

 

Gunnar Richters persönliche und tatkräftige Unterstützung bei der Beschallung wird danbar hervorgehoben. Zum ersten Mal kam an allen Stellen mit Unterstützung von Lion Boczkowski das Rollup zum Einsatz.

 

Die Verlegestellen waren wie immer bautechnisch vom Bauhof der Stadt gut vorbereitet. Eine kleine Panne gab es in der Herkulesstraße am Haus 2 A. Das Loch war vor Hausnummer 2, der seinerzeitigen Geis-Adresse, angelegt. Der Vorsitzende hatte eine Umnumerierung nicht beachtet. Künstler Gunter Demnig löste das Problem, indem er mit seinem Bordwerkzeug in Windeseile an der richtigen Stelle ein Loch aushob, den Stein einbaute und das falsche Loch verschloss.

 

Am Abend gab es auf Anregung und Einladung von Christina Hein in ihrer Wohnung ein Zusammentreffen aller Gäste aus Nah und Fern mit Süppchen, Brot, Wein und Bier.

 

Inzwischen ist auf Anregung von Wolfgang Matthäus und anderen in Zusammenarbeit mit dem Amt Vermessung und Geoinformation, dem Hauptamt und anderen Institutionen der Stadt ein Stadtplan der Erinnerung erarbeitet worden. Er steht kurz vor der Fertigstellung. Auf der Kartenseite ist ein Stadtplan 1:20 000. Dort sind alle Gedenkorte mit Symbolen und Nummern, darunter auch die Stolpersteine kenntlich gemacht. Auf der Rückseite ist abzulesen welches Gedenkobjekt zu der jeweiligen Nummer gehört. Ein Geleitwort vom OB Hilgen und eine kurze Erläuterung über die Beweggründe zur Herausgabe des Planes runden das Projekt ab. Der Plan kann bei einer Neuauflage wegen Fortschreiten der Stolperstein-Aktion ergänzt werden. Mit diesem Stadtplan erfüllen wir gewissermaßen auch Anregungen aus der JMV 2016.

 

Im Zusammenhang mit dem Stolperstein Frieda Sichel ist zusammen mit dem Archiv der Deutschen Frauenbewegung unter tatkräftiger Mithilfe des Historikers Matthäus eine deutsche Ausgabe von Frieda Sichels Buch „The challenge of the past“ erarbeitet worden. Stolpersteine Kassel beteiligt sich mit 1000 EURO an der Finanzierung des Vorhabens.

 

Ganz besonders ist bei einem Rückblick die Internetseite von Stolpersteine in Kassel zu erwähnen. Ein Name steht dabei im Vordergrund. Jürgen Strube hat als blutiger Laie den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Ergebnis ist ein Produkt, das von vielen Seiten gelobt wird. Keine Bleiwüste, sondern viele Bilder machen Lust zum Blättern und Schmökern, auch in den Nischen des Web-Auftritts. Unsere Seite führt Nachkommen auf die Spur ihrer ermordeten oder geflohenen Großeltern und veranlasst sie, sich mit Stolpersteinen zu beschäftigen.

 

Wenn viele Vereine über Geld reden, können wir uns zurzeit wenigstens zurücklehnen. Denn neben den 5000 Euro aus Boston, sind uns weitere 10.000 Euro per Gerichtsbeschluss zugeflossen. Per Strafbefehl ist einem Beschuldigten mit einer Zahlungsauflage auferlegt worden, diesen Betrag an Stolpersteine Kassel zu zahlen. Das ist geschehen. Es zeigt, dass die Tätigkeit unseres Vereins auch bei den Justizbehörden registriert wird. Voraussetzung war, dass wir, dank Marianne Hornung-Grove, auf der Liste stehen.

 

Es ist für die Zukunft zu prüfen, ob wir das Projekt jour-fixe wieder beleben. Auf jeden Fall bleibt es Aufgabe den Kreis der aktiv Mitarbeitenden bei Recherche, Gestaltung von Öffentlichkeitsarbei und Verlegungen zu erweitern.

 

Auf der Mitgliederliste des Vereins stehen mit Stand Ende 2016 58 Namen. Aktiv sind dabei etwa ein Dutzend. Dabei lasse ich mal die Teilnahme an Putzaktionen außer Acht.

 

Auf jeden Fall wird es in 2018 weitergehen. Für März ist uns ein Termin angeboten worden. Wir haben angenommen. Heute, am 29. Juni 2016, hat Pedro Elsbach aus Berlin, für dessen Großeltern dann Steine gelegt werden, die Mitwirkung eines Chores aus Berlin in seine Planung aufgenommen.

 

Am 30. März 2018 wird der jetzige Vorsitzende 85 Jahre. Es ist an der Zeit, an seine Ablösung zu denken.

 

 

Die Ziele des Vereins

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17.3. und 24.3.2024

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Führung zu "Stolpersteine und die Zerstörung jüdischen Lebens im Vorderen Westen" im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus.

Teilnahme kostenlos

29.06.2024 Verlegung von Stolpersteinen mit Gunter Demnig