Jutti Ziering

Schillerstraße 7

Jutti Ziering ist das jüngste Opfer, für das wir in Kassel einen Stolperstein verlegt haben.

 

Von ihr wissen wir fast nichts. Sie wurde am 31. März 1939 in Kassel geboren. Ihre Eltern waren Leo (Leib) Ziering und Zilla Ziering, geborene Spatz. Jutti war nicht einmal zwei Jahre alt, als sie am 9. Dezember 1941 zusammen mit ihrer Mutter nach Riga deportiert wurde.

 

Ihre Mutter Zilla Ziering, geborene Spatz, stammte aus Nordhausen in Thüringen. Sie wurde am 26. Februar 1911 geboren und kam vermutlich 1937 nach Kassel, wo sie den 11 Jahre älteren Leo Ziering (*3.12.1900) heiratete.

Schillerstraße 7 (links unten zeites Haus)
Schillerstraße 7 (links unten zeites Haus)

Leo hat zwei Brüder, die wie er in Kalusz in Polen geboren und aufgewachsen sind und Ende der zwanziger Jahre nach Kassel kamen, den fünf Jahre älteren Isaak (22.11.1895) und Benjamin (Benno), der drei Jahre jünger ist (* 10.3.1903). Die Brüder betrieben (teilweise zusammen) verschiedene Handelsgeschäfte.

Leo Ziering heiratet am 10.11.1937 Zilla Spatz.Da ist er noch in der Jägerstraße 7 gemeldet. Das Ehepaar zieht vier Monate später, nämlich am 19.2.1938 in die Schillerstraße 7, wo ein Jahr später die Tochter Jutti zur Welt kommt.

 

Leo und seinen Brüdern gelingt es zu fliehen.

Die zweijährige Jutti und ihre Mutter blieben zurück und wurden am 9. Dezember 1941 mit 1000 weiteren Juden aus Kassel und Nordhesen in das Ghetto Riga deportiert.

 

 

 

 

 

Vermutlich gehört die Schillerstraße 7 zu den sogenannten Judenhäusern, in die die jüdischen Mitbürger meist zwangsweise einquartiert wurden. Da es für Jutti aber keinen anderen Wohnort gibt, musste von der Regel, nur vor den freiwillig gewählten Wohnorten Steine zu verlegen, abgewichen werden.

Einer der wenigen Überlebenden ist Juttis Cousin Siegfried. In einem Brief an Verwandte schrieb er im Jahr 1946: „Am 9.12.41 nachmittags fuhren wir ab. Es waren ungeheizte 3ter Klasse Coupés. Wir fuhren über Berlin, Breslau, Posen, Königsberg, Tilsit und kamen am 12. Dez. 41 in Riga an. Es war 40 Grad Kälte. Das meiste Gepäck ließen wir am Bahnhof auf Nimmerwiedersehen. Bei einem furchtbaren Schneesturm mussten wir ins Ghetto marschieren. Zehn Kilometer ... Wir bekamen zu zehn Personen ein kleines Zimmer und Küche. Die ersten drei Wochen bekamen wir überhaupt keine Verpflegung. An Frieden und Freiheit dachte schon keiner mehr, unser einziger Wunsch war, als Juden zu sterben, und wenn, dann zusammen.“ (Dieser Brief wird in der Gedenkstätte Yad Vaschem in Jerusalem aufbewahrt.)

Jutti und ihre Mutter haben nicht überlebt. Das letzte Lebenszeichen stammt vom Dezember 1943                 ("Buch der Erinnerung. Die in Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden" (herausgegeben vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. u.a.; K.G. Saur Verlag München 2003, Seite 686).

Ihr Vater Leo hat in Yad Vashem für sie und ihre Mutter je ein Gedenkblatt erstellt. Darin wird Jutti mit ihrem eigentlichen Vornamen Yehudin genannt. Er ist nach dem Krieg in Ramle / Palästina und Tel Aviv gemeldet und kommt in den 50er-Jahren sogar nach Kassel zurück.

 

Mehr zur Familie von Jutti hier

 

Quellen:.

HHStaWi Entschädigungsakte Leo Ziering 518 Nr. 72382

Stadtarchiv Kassel –  Adressbücher

Gedenkbuch   Namen und Schicksale Kasseler Juden – 1933 bis 1945

Gedenkbuch Bundesarchiv

www.yadvashem.org

 "Buch der Erinnerung. Die in Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden", herausgegeben vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. u.a.; K.G. Saur Verlag München 2003, Band 2

 

Jürgen Strube   2013

 

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