Herzlich willkommen bei Stolpersteine in Kassel e. V.
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Diese Stolpersteinverlegungen sollten an den 80. Jahrestag des Deportation aus Kassel nach Lublin und Sobibor im Jahr 1942 erinnern, die von den etwa 600 deportierten Menschen ein einziger überleben sollte.
Vom Kirchweg 80 im Vorderen Westen ging es über die Breitscheidstraße 15 und die Tannenstraße 15 zur Philippistraße 22 in Rothenditmold, von dort zur Wolfhager Straße 55 im Schillerviertel und über die Kurt-Schumacher-Straße 9 in der Nähe des Stern am Ende in die Müllergasse 6 in der (ehemaligen) Altstadt.
Im Kirchweg 80 verlegten wir Steine für die Familie Goldschmidt, deren Tochter Lisel 1934 nach Schweden ging. Die Eltern folgten 1939, nachdem Lisels Vater David 1938 in Buchenwald inhaftiert worden war.
Der Stein vor der Breitscheistraße 15 erinnert an Dr. Ernst Grünbaum, den die Flucht nach Holland nicht davor bewahrte, schließlich in Auschwitz ermordet zu werden. Der Kantor der jüdischen Gemeinde Jakob Axenrod sprach ein Gebet.
Vor der Tannenstraße 15 würdigt ein Stein Julius Hochgräfe, einen Zeugen Jehovas, der auf Grund seiner verweigernden und widerständigen Haltung aus dem Glauben heraus mehrere Jahre Haft erleiden musste. Monika Fischer sang.
Die fünf Steine an der Philippistraße 22 sind den Ehepaaren Österreicher und Cheim gewidmet, die nach Riga deportiert wurden, und an Henriette Horn, die man in die Judenbaracke in den Zentgrafenstraße zwang, wo sie starb. Während die Österreichers ihre Befreiung erlebten, wurde das Ehepaar Cheim ermordet. Der Ortsvorsteher Hans Roth begleitete musikalisch mit der Geige.
Veronikal Blum sang an der Wolfhager Straße 55 einen Psalm für Thekla Grünbaum, dien nach Theresienstadt deportiert und in Treblinka ermordet wurde.
Die Schicksale der in Ravensbrück, Majdanek, Sobibor und Treblinka ermordeten Mitglieder der Familie Speier erläuterte Gudrun Schmidt an der Kurt-Schumacher-Straße 9
Den Journalisten Friedrich Herbordt bestraften die Nationalsozialisten mit 7 Jahren Haft wegen seiner Widerstandstätigkeit für die KPD. Jochen Boczkowski erläuterte seine Biografie, Philipp Hofmann begleitete u. a. mit dem Buchenwaldlied.
Wir nahmen auch in diesem Jahr den Tag der Befreiung Deutschlands zum Anlass, weitere Stolpersteine zu verlegen. Wir ehrten das Ehepaar Fanny und Max Feldstein in der Ruhlstraße 2, das sich der weiteren Verfolgung durch Freitod entzog. In der Friedrich-Engels-Straße 2 verlegten wir Steine für Max Feldsteins Schwester Anna Behrens, die 1942 in Theresienstadt ermordet wurde, sowie deren Tochter Hilde Epstein und ihren Mann Harry mit dem Sohn Rudolf. Der 1930 Geborene lebt heute als Ralph Epstein in Brisbane (Australien) und freute sich aus der Ferne über die Verlegung der Steine für seine Familie. Dem Überlebenden der Deportation nach Riga, dem Pferdehändler Berthold Schiff, ist ein Stein vor der Goethestraße 1 gewidmet. Des Ehepaars Oppenheim, Miteigentümer der Rosshaarspinnerei, wird durch die beiden Steine vor der Herkulesstraße 6 gedacht.Hans Heinz Merkel, für den nun ein Stein vor der Wilhelmshöher Allee 114 liegt, erlebte noch als KZ-Häftling die Befreiung am Ende des Krieges, starb aber bereits wenige Tage später an den Folgen seiner Haft. Und schließlich erinnert nun ein Stein vor der Wilhelmshöher Allee 123 an die Witwe Emma Reimers, die sich wie das Ehepaar Feldstein dem Schlimmsten durch Freitod entzog.
Unser Vorsitzender Norbert Sprafke moderierte, Wolfgang Matthäus erläuterte die Biografien bzw. Familiengeschichten und bettete sie in den historischen Zusammenhang ein. Philipp Hoffmann und Stefan Hülsermann begleiteten die Verlegungen musikalisch. Jakob Axenrodt sprach Gebete, bevor Jochen Boczkowski am Ende den Text der Inschriften vorlas.
... war Wiatt Bowers am 8./10. März 2022 zu einem Besuch für einen Tag in Kassel. Der in den USA lebende Enkel von Kurt und Urenkel von Marianne Spangenthal ließ es sich dabei nicht nehmen, die Stolpersteine für seine Vorfahren in der Hoffmann-von-Fallersleben-Straße zu reinigen.
Er war sehr beeindruckt von der Arbeit unseres Vereins und dankbar für unser Engagement für seine Familie.
Herkules, Bergpark, Karlsaue und jüdischer Friedhof zeigten sich ihm in Begleitung von Wolfgang Matthäus bei herrlichem Sonnenschien.
Es war schon ungewöhnlich, dass ein Stolperstein herausgebrochen und gestohlen worden war. Zufällig war er vor einigen Monaten bei einer Personenkontrolle im Zug bei Göttingen von der Polizei aufgefunden und sichergestellt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch.
Nun konnte Regina Schiffs Stein in der Parkstraße 31 am Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus in einer kleinen Zeremonie wieder eingebaut werden. An ihr nahmen u. a. der Steinpate und ehemalige Oberbürgermeister Bertram Hilgen und kleine Delegationen des Mädchenhauses und der Albert-Schweitzer-Schule teil, die für Pflege des Steins sorgt.
Wie in den letzten Jahren auch folgten zahlreiche Menschen unserer Aufforderung, an diesem Tag die Steine in der ganzen Stadt zu säubern und zu schmücken.
Vor 80 Jahren, am 9. Dezember 1941 fand die erste Deportation von Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Kassel statt. Aus diesem Anlass riefen wir zum 9. Dezember 2021 gemeinsam mit weiteren Initiativen zu einem Gedenkgang auf, den wir organisierten: von der Schillerstraße, wo sich das Sammellager für die Deportierten befand, zum Hauptbahnhof, wo das Mahnmal "Gedächtnis der Gleise" des Kasseler Künstlers Horst Hoheisel daran erinnert. In unserem Aufruf, dem etwa 200 Menschen aus Stadt und Region folgten, heißt es dazu: "Wir wollen damit der Opfer gedenken, dafür eintreten, dass sich solche Verbrechen nicht wiederholen, und zeigen, dass wir jeder Form von Rassismus, Antisemitismus, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit aktiv entgegentreten."
Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.
Gunter Demnig, Kunstdenkmal „Stolpersteine“ für die Opfer der NS-Herrschaft
Dieser Spruch aus dem Talmud war für
J ü r g e n S t r u b e
27. Juli 1949 – 11. Oktober 2021
Auftrag und Verpflichtung.
Im Mai 2012 war er Gründungsmitglied von „Stolpersteine in Kassel e.V.“ Seitdem hat er sich intensiv an den Vereinsaufgaben im Vorstand beteiligt. Sein Herzensanliegen war, mit seiner Arbeitsgruppe die Schicksale von verfolgten, geflüchteten oder ermordeten minderjährigen NS-Opfern und ihren Familien „Auf den Spuren der Kinder“ zu erforschen. Er starb plötzlich nach einem ereignisreichen Tag mit Opfernachfahren aus den USA und Israel, ehe am Folgetag die acht Stolpersteine für ihre Angehörigen vor deren letzten Wohnorten eingeweiht wurden. An seiner statt nahm seine Frau Mechthild mit Tochter Marie an den Verlegungen teil.
Wir sind sehr traurig und berührt von Jürgens Tod. Mit tiefem Mitgefühl denken wir an seine Familie. Und wir sind dankbar, ihm begegnet zu sein. Seine warmherzige, kluge und schlichte Art ist uns ein Vorbild.
Die Einweihung der Stolpersteine für die Familie Ziering erlebte Jürgen nicht mehr. Sie stand ganz im Zeichen seines plötzlichen Todes. Christina Hein berichtete in der HNA vom 13.10.21:
Kassel – Sie waren von weither angereist, um an der Stolperstein-Zeremonie für die Angehörigen ihrer Familie teilzunehmen. Mark Ziering kam aus Israel, seine Schwester Debby Ziering mit Mann und Sohn aus den USA. „Es ist sehr emotional für uns hier in Kassel zu sein“, sagte Debby Ziering am Gedenkstein für ihren Vater Hermann Ziering vor dem Haus Pferdemarkt 14. Sie dankte dem Verein Stolpersteine in Kassel für die umfangreichen Recherchen zum Schicksal der Zierings, die vom NS-Regime verfolgt und zum Teil ermordet wurden. „Es ist sehr bedeutend für mich und meine Familie und wie ich sehe auch für Sie, denn wir haben es mit einer sehr schwierigen Geschichte zu tun.“
Tief betroffen äußerte sich Debby Ziering darüber, dass der Verfasser des Gedenkblatts für ihre Familie, Jürgen Strube vom Vorstand des Vereins Stolpersteine in Kassel, am Abend zuvor unerwartet verstorben war. Zuvor hatte er sie auf einer Stadttour und beim Besuch der Synagoge begleitet. „Ein liebenswerter Mann“, sagt Debby Ziering über Jürgen Strube. Sie sei tief beeindruckt von der „enormen Arbeit“ die er geleistet habe, indem er die Biografien ihrer Familie erforscht habe. An seiner Stelle verlas Ehrenvorsitzender Jochen Boczkowski mit zeitweise versagender Stimme das von Strube recherchierte Gedenkblatt vor.
Die Gedenksteine am Pferdemarkt für Isaak und Cilly Ziering, deren Söhne Siegfried und Hermann (Debby und Mark Zierings Vater) sowie Isaaks Bruder Benjamin hatte der Künstler Gunter Demnig bereits vor einem Jahr verlegt. Ebenso lagen schon die Steine für Leo Ziering und dessen ermordete Frau Zilla und Tochter Jutti in der Schillerstraße sowie für Abraham und Anna Kott geb. Ziering in der Jägerstraße.
Umrahmt wurde das Gedenken für die NS-Opfer der Familie Ziering mit Gebeten, die Jakov Axenrod von der Kasseler Jüdischen Gemeinde vortrug, und von Musikbeiträgen von Helmuth Schäfer an der Posaune.
Ganz im Zeichen des Abschieds von Jochen Boczkowski vom Amt des Vorsitzenden stand die Mitgliederversammlung unseres Vereins am 9. September 2021, die sein kaum hinreichend zu beschreibendes, mitreißendes Engagement für den Verein bewundernd und mit großer Dankbarkeit würdigte. Als Gründungsvorsitzender sei es nicht zuletzt ihm zu verdanken, dass der Verein in den neun Jahren seiner Tätigkeit seinem Anliegen in geradezu vorbildlicher Weise gerecht geworden sei, mit Stolpersteinen an die Opfer des Faschismus zu erinnern und damit aber auch einen Beitrag zur Bewahrung der Demokratie zu leisten. In den Dank schloss die Mitgliederversammlung Edeltraud Boczkowski ein, die sich ebenso unermüdlich für den Verein engagierte.
Die Mitgliederversammlung wählte jeweils einstimmig Norbert Sprafke zum neuen Vorsitzenden, Klaus Brocke zu seinem Stellvertreter, Gudrun Schmidt als Schriftführerin, Jürgen Strube als Kassenwart sowie als Beisitzer/in Nicole Pingand, Frank-Matthias Mann und Wolfgang Matthäus.
Der neue Vorstand ernannte Jochen Boczkowski für seine Verdienste, für die er bereits die Ehrennadel der Stadt erhalten hat, zum Ehrenvorsitzenden, Edeltraud Boczkowski zum Ehrenmitglied. Er sei „Aktivist“ der ersten Stunde gewesen und werde „Aktivist“ bis zur letzten Stunde bleiben, gab Jochen Boczkowski als Dank zurück.
Gunter Deminig verlegt mit Mitarbeitern des Baiuhofs die Schwelle vor der JVA. - Die Schwelle ist verlegt.
Es war der Wunsch des Leiters der Justizvollzugsanstalt in Wehlheiden, unmittelbar an der JVA an die Karfreitagsmorde 1945 zu erinnern, denen 12 Häftlinge zum Opfer fielen. Aus seinem Vorschlag, dort Stolpersteine zu verlegen, entstand schließlich die Idee, der Ermordeten mit einer Stolperschwelle zu erinnern. Gunter Demnig selbst – unterstützt von Mitarbeitern des städtischen Bauhofs – baute sie am 29. Juni 2021 im Rahmen einer feierlichen Einweihung ein, an der zahlreiche Interessierte aus Stadtpolitik und –gesellschaft teilnahmen. Mit der Schwelle können (anders als mit Stolpersteinen) auch die bis heute namenlosen Opfer des NS-Terrors eine Würdigung finden. Auf ihr heißt es:
KARFREITAG – 30 . MÄRZ 1945 – 12 GEFANGENE ERMORDET
AUF DEM WEHLHEIDER FRIEDHOF VON GESTAPO ERSCHOSSEN UND VERGRABEN
SIE GEHÖRTEN ZU TAUSENDEN AUS VIELEN NATIONEN, DIE HIER 1933 – 1945
AUS POLITISCHEN, RASSISTISCHEN UND RELIGIÖSEN GRÜNDEN INHAFTIERT WAREN UND ENTRECHTET UND GEDEMÜTIGT WURDEN
ZUR ERINNERUNG UND MAHNUNG
Zahlreiche Besucher/innen nahmen Anteil - Der Leiter der JVA Uwe Meister spricht - Marianne Hornung-Grove liest die Namen der Ermordeten
Neben unserem Vorsitzenden Jochen Boczkowski sprachen u. a. Justizministerin Eva Kühne-Hörmann und der Leiter der JVA Uwe Meister. Sie alle betonten, wie wichtig solche Orte der Erinnerung für ein demokratisches und rechtsstaatliches Gemeinwesen seien – gerade angesichts der aktuellen Bedrohung von rechts. Die HNA berichtete ausführlich.
Jochen Boczkowski spricht zur Erföffnung - Justizministerin Eva Kühne-Hörmann - HNA-Artikel vom 30.6.2012
Die Namen der Opfer, an die die Stolperschwelle erinnert sind:
Battista Barachetti aus Italien, geb. 1922
Alex Bouch aus der Ukraine
Pierre Bourgeois aus Frankreich
Henryk Kdazokowski aus Polen, geb. 1917
Krigo Schlachosvi aus der Ukraine
Wolfgang Schönfeld aus Kassel, geb. 1917
Peter Steier aus Kaiserslautern, geb. 1891
Ludwig Ziokowski aus Polen, geb. 1926
Und vier unbekannte Männer
Mehr zu den Karfreitagsmorden.
Nachmittags verlegte Gunter Demnig noch 13 weitere Stolpersteine in der Innenstadt:
Für die 1941 in Hadamar ermordete Wilhelmine Freckmann in der Erzbergerstraße 41 unter der Beteiligung ihrer Nichte Gertrud Freckmann-Cordes, die die Verlegung angeregt hatte, und ihres Neffen Klaus Freckmann, der auch zur Verlegung sprach (Foto unten rechts).
In der Gießbergstraße 8 für Meta Feilchenfeld, JG 1904, deportiert und ermordet 1942 Sobibor, Ruth Feilchenfeld, JG 1934, deportiert und ermordet 1942 Sobibor und Ludwig Feilchenfeld, JG 1899, geflohen 1939 nach Palästina sowie Heinrich Köhler, JG 1869, deportiert 1942 Theresienstadt, ermordet Treblinka.
In der Wolfhager Straße/Ecke Gießbergstraße für Simon Wertheim, JG 1889, Haft 1942 Breitenau,ermordet KZ Sachsenhausen, Johanna Wertheim geb. Kohlhagen, JG 1896, deportiert 1942 Sobibor ermordet, Irmgard Wertheim, JG 1921, Flucht 1937 USA und Emma Kohlhagen, JG 1874, deportiert 1942 Theresienstadt, ermordet Treblinka.
Und schließlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite Wolfhager Straße 14 für Amalie Kaschmann, JG1871, deportiert und ermordet 1942 Theresienstadt, Frieda Horwitz geb. Kaschmann, JG 1897, deportiert und ermordet 1942 Theresienstadt, Johanna Kaschmann, JG 1898, deportiert 1942 Terezin, ermordet 1944 Auschwitz und Rosi Kaschmann, JG 1900, deportiert und ermordet 1942 Sobibor.
Der Kantor der jüdischen Gemeinde Jakob Axenrod begleitete alle Verlegungen mit einem Gebet (Fotos oben und unten links).
weitere Fotos von den Verlegungen am 29. Juni 2021 findet man hier
Sie sollten bereits im Dezember des letzten Jahres verlegt werden: mehr als 50 neue Steine an 15 Verlegeorten in mehreren Teilen der Stadt. Beschränkungen auf Grund der Pandemie verhinderten dies, und auch die dann ganz bewusst für die Tage vom 6. bis zum 8. Mai 2021, dem Tag der Befreiung, geplanten üblichen Veranstaltungen konnten zunächst nicht von der Stadt genehmigt werden; wohl konnten aber Versammlungen unter freiem Himmel nach Artikel 8 des Grundgesetzes stattfinden. Und so fungierte Jochen Boczkowski diesmal ganz offiziell als Versammlungsleiter, der zu Beginn jeder Verlegung auf die Einhaltung der uns auferlegten Auflagen hinwies. Ordner unterstützten dies, Polizeistreifen begleiteten die Verlegungen wohlwollend zu unserem Schutz.
Die Verlegungen waren eindrucksvolle Demonstrationen zum Thema „8. Mai Tag der Befreiung vom Faschismus und Stolpersteine Gedenken“, wie es in unserer Anmeldung hieß.
Am Donnerstag und Freitag galten Erinnerung und Gedenken ausschließlich jüdischen Opfern: Bella und Fritz Lentschner mit den Kindern Rosa, Ida, Nuomi, David, Isaak, Josef, Ruth, Heinz, Frieda und Hermann (Tränkepforte), Johanna und Louis Magnus (Mittelgasse), Mina und Willi Engelbert mit den Töchtern Frieda und Edith (Kurze Gasse), Sophie und Sally Adler mit den Kindern Ilse, Kurt Simon und Rolf, Marianne Spangenthal mit den Söhnen Kurt und Ludwig (Hoffmann-von-Fallersleben-Straße), Selma und Karl Hase mit dem Sohn Rolf (Technik-Museum), Rosa und Isaak Goldberg mit den Kindern Sigrid und Manfred (Königstor), Emmy und Ernst Rubensohn (Terrasse), Flora und Sally Frankenthal mit dem Sohn Gerd Siegfried, den Witwen Clara Mosbacher (Querallee) und Bertha Adler (Meysenbugstraße) und schließlich für David Bloch und den Sohn Paul (Lindenstraße). Vom Arbeiter über den „kleinen“ Geschäftsmann bis zum wohlhabenden Fabrikanten wurde die ganze Bandbreite der jüdischen Gesellschaft unserer Stadt vor ihrer Zerstörung sichtbar.
Die Steine für die Familie Lentschner - Verlegung für Pfarrer Zimmermann mit Jochen Boczkowski
Der Sonnabend war dem evangelischen Pfarrer Hans-August Zimmermann gewidmet (Pfarrstraße), dem Opfer der Krankenmorde Wilhelm Kleinschmidt (Kaufunger Straße) sowie dem kommunistischen Widerstandkämpfer Eduard Wilhelm (Firnskuppenstraße).
Ohne die fachgerechte Verlegung aller Steine durch den städtischen Bauhof, wäre all dies nicht möglich gewesen. Ihm gilt unser besonderer Dank.
Bernd Scheffer, der Biograf Zimmermanns - Jochen Boczkowski am Stein für Wilhelm Kleinschmidt - Philipp Hoffmann singt ein Arbeiterlied für Eduard Wilhelm - Der Kantor J. Axenrodt sprach für alle jüdischen Opfer ein Gebet.
Weitere Fotos von den Stolpersteinverlegungen an den Tagen vom 6. bis 8. Mai 2021 gibt es hier.
Nachdem er mehrere Jahre wegen der Baumaßnahmen der Evangelischen Bank am Ständeplatz eingelagert war, wurde der Stolperstein für die in Hadamar ermordete Luise Nauhaus am 15. April 2021 wieder fachgerecht verlegt. An der kleinen Zeremonie aus diesem Anlass nahmen u. a. der Generalbevollmächtigte der Bank Olaf Kreuzberg, Dorothea Hübner, eine Verwandte der Ermordeten, Claudia Römer vom Friedrichsgymnasium, das die Pflegepatenschaft übernimmt, Vertreter der beteiligten Firmen und unseres Vereins teil. Jochen Boczkowski skizzierte noch einmal eindringlich das Schicksal von Luise Nauhaus als eines von mehr als 70.000 Opfern der „Aktion T4“, des Massenmordes an Behinderten und Kranken.
Oben links: Claudia Römer vom Friedrichsgymnasium und Edeltraud Boczkowski bringen den Stein wieder auf Glanz. - Oben Mitte: Jochen Boczkowski und die Verwandte
von Luise Nauhaus Dorothea Hübner - Oben rechts: Jochen Boczkowski mit dem Gedenblatt für Luise Nauhaus. - Unten Mitte: Jochen Boczkowski und der Vertreter der Evangelischen Bank Olaf
Kreuzberg
hier eine fotografische Auswahl
Christina Heins Buch ist im September 2020 erschienen. Darin schreiben wir in unserem Grußwort:
"Ein gemeinsames Anliegen
Unsere 2012 begonnene Arbeit der Verlegung von Stolpersteinen in Kassel zur Erinnerung an die zahlreichen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor Ort hat das große Interesse und eine hohe Wertschätzung einer breiten Öffentlichkeit erfahren. Das ist nicht zuletzt auch der Berichterstattung in der HNA und insbesondere ihrer Redakteurin Christina Hein zu verdanken. Seit Jahren hat sie immer wieder mit großer Sympathie für unser Projekt und vor allem auch Empathie für die Opfer und mitunter vor dem Hintergrund persönlicher Kontakte zu einigen ihrer Familien Ergebnisse unserer Recherchen journalistisch aufgearbeitet und so einem breiten Publikum die Schicksale Einzelner oder von Familien nahe gebracht, dem Vergessen entrissen. Dass es nun gelungen ist, eine Reihe der so entstandenen Porträts in aktualisierter Form sowie einige weitere, bisher nicht veröffentlichte, in einem Sammelband zu publizieren, freut uns sehr.
Christina Heins Porträts vermitteln einen bedrückenden Einblick in ein Unrechtsregime und davon, dass und wie ihm letztlich jeder zum Opfer fallen konnte. Gleichzeitig machen sie deutlich, dass die Kategorisierung in Opfergruppen nicht ausreicht, sondern jedes Schicksal einer eigenen Würdigung bedarf. Wie die Stolpersteine sind die Porträts ausdrückliche Würdigungen von Menschen, derer im kollektiven Gedächtnis der Stadt bislang nicht oder kaum gedacht wurde – sieht man von einigen prominenten wie zum Beispiel Sara Nussbaum oder Felix Blumenfeld ab.
Für diese publizistische Begleitung unseres Anliegens sind wir der Autorin und dem Verlag dankbar. Dem Buch als wichtigem Beitrag zur Stadtgeschichtsschreibung wünschen wir die breite Leserschaft, die es verdient."
Hein, Christina
Nie vergessen: Stolpersteine in Kassel - Porträts von Menschen
euregioverlag 2020
120 Seiten mit vielen Abbildungen
ISBN 9783933617859
Anlässlich der Vorstellung des Buches hielt Eva Schulz-Jander, Ehrenbürgerin der Stadt Kassel, eine bemerkenswerte Rede, in der sie sich als ursprüngliche Skeptikerin gegenüber dem Projekt Stolpersteine mit der Einzigartigkeit des dezentralen Denkmals befasste.
Die Rede finden Sie hier. Wir danken der Autorin für die freundliche Genehmigung, sie auf dieser Webseite zu veröffentlichen.
Auch in diesem Jahr sind die Gedenkveranstaltungen nicht ausgefallen. Wir haben der Opfer gedacht, die Stolpersteine geputzt und geschmückt.
Einige Bilder dazu findet man hier
Unserem Aufruf, alle Kasseler Stolpersteine zu putzen und mit Blume/Kerze zu schmücken, folgten auch in diesem Jahr zahlreiche Menschen aller Altergruppen in der Stadt, vereint in dem Wunsch, sichtbare Zeichen gegen Rechts zu setzen.
Der unerträgliche rechte Terrorakt von Halle erfüllt uns mit Trauer. Unser Mitgefühl gilt den
Opfern mit ihren Familien und den jüdischen Gemeinden in Deutschland. Er erfüllt uns zugleich mit Empörung und bestärkt uns, jetzt erst recht mit unserer Arbeit in aller Entschiedenheit für eine
Gesellschaft einzutreten, in der Faschismus und Antisemitismus keinen Platz haben.
Mit Stolpersteinen den Menschen ihren Namen wiedergeben, die Opfer in der Nazizeit wurden - das ist das europaweite Anliegen des Künstlers Gunter Demnig.
Die Opfer waren Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfer. Es gab Millionen solcher Opfer, die nach dem Willen der Nationalsozialisten namenlos, heimatlos und geschichtslos bleiben sollten.
Den Namen wiedergeben: Auf Messingplatten, die auf 10 x 10 cm großen Betonquadern verankert sind, werden Name, Geburts- und Todesjahr mit Schicksalsangaben eingelassen. Jedes Opfer erhält einen persönlichen Stein. So werden Identität und Schicksal lesbar. Durch den Gedenkstein vor den Häusern der Opfer wird die Erinnerung an sie und ihre Geschichte wieder in unsere alltäglichen Wege geholt.
Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig hat für sie diese Kunstform entwickelt. In ca. tausend deutschen und europäischen Gemeinden und Städten hat er bisher über 60.000 Stolpersteine verlegt, unterstützt von örtlichen Initiativen. „Jeder persönliche Stein symbolisiert auch die Gesamtheit der Opfer, denn die eigentlich nötigen Steine kann man nicht alle verlegen“, sagt er.
Überwältigend war auch in diesem Jahr die Resonanz auf unseren Aufruf, anlässlich des Jahrestages der Novemberpogrome von 1938 die Stolpersteine zu reinigen und zu schmücken. Neben Vereinsmitgliedern und Steinpaten waren spontan zahlreiche weitere Menschen in der Stadt unterwegs, um sich an dieser Form des Gedenkens und Erinnerns zu beteiligen – und damit gerade in dieser Zeit sichtbare Zeichen zu setzen gegen das Wiederaufleben menschenverachtender Ideen und leider auch Taten.
weitere Fotos hier
Mit den Steinen in der Mönchebergstraße 21 für Hermann Katz und die Schwestern Fanny Katz und Rickchen Schaumberger, die beide aus dem heutigen Alsfelder Stadtteil Angenrod stammten, wurden „erste Stolpersteine für Angenröder Opfer“ der Shoah aus dieser ländlichen Gemeinde verlegt, wie die Oberhessische Zeitung in Alsfeld bereits am 26. September in einem ausführlichen Bericht würdigte. Prof. Dr. Ingfried Stahl aus Angenrod sprach uns bei der Verlegung dafür ausdrücklich seine Anerkennung aus und bedauerte, dass es in seinem Heimatort selbst bislang noch keinen Stolperstein gebe – trotz einer hohen Zahl von Opfern. Schülerinnen und Schüler der Carl-Schomburg-Schule gestalteten mit sehr einfühlsamen eigenen Beiträgen die Verlegung der drei Steine im Stadtteil Wesertor. Die Oberhessische Zeitung berichtete darüber am 26. Oktober auf einer halben Seite.
Zuvor war in der Holländischen Straße 103 der Stolperstein für Valentin Gabel verlegt worden, der als Kommunist seinen Widerstand gegen den Faschismus mit einer mehr als zehnjährigen Haft und der Überstellung in eine SS-Sonderheit bezahlte, die er nicht überleben sollte. Die Anregung war hier aus der Familie gekommen und mehrere Familienmitglieder nahmen bewegten Anteil an der Verlegung des Steines, die – wie auch die beiden anderen Verlegungen – von Philipp Hoffmann musikalisch begleitet wurde.
Den Abschluss bildete die erstmalige Verlegung eines Stolpersteins am Brasselsberg, und zwar in der Hirzsteinstraße 15 für Max Oestreicher. Wie bei den anderen Steinen kam auch hier die Anregung von außerhalb. Tom Nowotny, der sie gegeben hatte, war mit Mutter, Söhnen und Enkeltochter angereist, um an der Zeremonie teilzunehmen. Wie auch Jochen Boczkowski zuvor unterstrich er, wie wichtig gerade angesichts der aktuellen Situation mit rechten Terrorakten, zunehmendem Rassismus und Antisemitismus die historische Aufklärung, das Erinnern und Gedenken seien.
„Flucht in den Tod“ heißt es auf drei von sechs neuen Stolpersteinen, die am 19. September im Vorderen Westen zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus verlegt wurden. Levi Katz, der in der Querallee 36 wohnte, ertränkte sich bereits im Mai 1933 im Asch im Bergpark, nachdem die Nationalsozialisten vor allem auch in Kassel den Terror gegen politische Gegner und Juden entfacht hatten. Seine Schwägerin, die Witwe Anna Katz, erhängte sich im April 1937 in ihrer Wohnung in der Prinzenstraße 10 (Pestalozzistraße). Die verwitwete Eigentümerin des Hauses Kaiserstraße 73 (Goethestraße) Bertha Katz kam dem Schicksal von mehr als 20 ihrer Mieter zuvor, die von Kassel aus in den Tod deportiert werden sollten – darunter auch Levi Katz‘ Witwe Johanna und sein Sohn Arthur. Sie starb im April 1941 an einer Überdosis Veronal-Tabletten. „Motiv: Lebensüberdruss“ heißt es in ihrer Sterbeurkunde.
Unter den zahlreichen Menschen, die diesen Verlegungen beiwohnten, waren auch die in Tel Aviv lebende Enkelin von Anna Katz, Judith Kirschbaum, ihr Ehemann Zuri und ihre drei Kinder Iris, Guy und Liron, die eigens zu diesem Anlass nach Kassel gekommen waren.
Familie Kirschbaum aus Tel Avi vor den Stolpersteinen für Johanna, Levi und Arthur Katz
Judith Kirschbaum bei der Einweihung des Solpersteins für ihre Großmutter Anna Katz.Sie bedankt sich und gibt Einblicke in das Leben der Familie in Palästina und Israel.
Links: Einweihung des Stolpersteines für Bertha Katz in der Goethestraße 73
Rechts: Martin Speicher bei der Einweihung des Stolpersteins für Leon Boczkowski.
Eindruchsvoll begleitet wurden drei der vier Verlegungen von Martin Speicher und seiner Klarinette. Auch für die des Steins für Leon Boczkowski. Als Mitglied der Kommunistischen Partei 1933 verhaftet, wurde Leon Boczkowki 1934 zu einer Haftstrafe verurteilt, nach deren Verbüßung sich die willkürliche „Schutzhaft“ in mehreren Konzentrationslagern anschloss: in Lichtenburg, Buchenwald, Dachau und Flossenbürg. Am 20. April 1945 von amerikanischen Soldaten befreit, sollte er - traumatisiert - von dem Erlittenen nie wirklich befreit werden.
Weitere Fotos von den Verlegungen finden Sie hier.
Judith Kirschbaums Sohn Guy drehte während des Besuchs seiner Familie in Kassel einen Film, der unter anderem die Stolpersteinverlegungen für Anna, Johanna, Arthur und Levi Katz ausführlich dokumentiert.
Sie finden dieses Video auf youtube.
Grund zur Freude und Anlass zum Dank hatte unser Vorsitzender Jochen Boczkowski am 19.9.2019 bei der Verlegúng eines Stolpersteines für seinen Onkel, den von 1933 bis 1945 inhaftierten Widerstandskämpfer Leon Boczkowski. Bei diesem Anlass überreichte Klaus Lott (Foto rechts) symbolisch für den Verein Kontaktgruppe Hermannstaße eine Spende von 2.500 € an unseren Verein zur Finanzierung weiterer Stolpersteine. Klaus Lott bezeichnete als Motiv für diese Spende, dass es seinem Verein derzeit besonders wichtig sei, diejenigen zu unterstützen, die einen Beitrag im Kampf gegen die rechtsextremen Entwicklungen in unserer Gesellschaft leisten.
„Tops
Stolpersteine:
Alles war bestens vorbereitet vom Stolperstein-Verein: Zur jüngsten Verlegung der Gedenksteine für die Opfer des Nationalsozialismus am Dienstag hatte sich eine große Zahl an Angehörigen aus Israel, Frankreich, Australien angesagt. Musiker standen bereit, um für einen würdevollen Rahmen zu sorgen. Doch dann kam morgens die Hiobsbotschaft: Künstler Gunter Demnig, der die meisten Steine persönlich verlegt, hatte mit seinem Transporter, mit dem er 50 Steine bringen wollte, eine Panne. Was tun? Schnell wurde arrangiert, dass Demnigs Frau Katja wenigstens die Steine, die verlegt werden sollten, nach Kassel bringt. Dann wurde das Rathaus um Hilfegebeten. Das reagierte prompt und schickte gleich Profis vom Bauhof, die die Arbeiten übernahmen. „Die Stadt hat die Verlegung unserer Stolpersteine ermöglicht“, schwärmt Wolfgang Matthäus vom Vereinsvorstand. Sie sei „situativ und flexibel“ auf das Problem eingegangen: „Das war großartig.“ Die Anwesenden bedachten die Arbeit mehrfach mit Applaus.“
Dieser Text von Christina Hein war am 13. Juli 2019 unter der Überschrift „Tops und Flops“ in der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) zu lesen.
Katja Demnig bringt die Steine und zu aller Freude kommen auch die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, um Gunter Demnigs Arbeit an diesem Tag zu übernehmen.
Verlegt wurden an diesem Tag Steine für Angehörige der Familien Rosenberg (u. a. auch Shmulik Rosenberg, der mit weiteren Familienmitgliedern nach Kassel gekommen war), Verständig (auch hier waren Angehörige dabei), Kander, Heilbrunn (unter Teilnahme von Nachfahren) sowie Speier. Eine Premiere war es, dass die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs bei dem Einbau der Steine für die Familie Heilbrunn Sand aus Israel unter den Kasseler Sand mischten. Die Zeremonien wurden musikalisch und vom Kantor der jüdischen Gemeinde Jakob Axenrod mit Gebeten begleitet.
Zahlreiche Fotos von allen Verlegungen an diesem Tag finden Sie hier.
Professionelle Arbeit - in einem Falle auch mit Sand aus Israel.
Der Zeitplan am 9. Juli konnte trotz der einzigartigen Hilfe durch die Stadt und allerdings nicht eingehalten werden, so dass wir die drei weiteren geplanten Verlegungen erst eine Woche später, am 16. Juli, durchführten: für die Familien Blau, Zalcman und Plaut. Weitere Fotos von diesen Verlegungen finden Sie hier.
Philipp Hoffmann, Jochen Boczkowski und Margrit Stiefel bei der Verlegung für die Familie Blau.
Gudrun Schmidt erläutert die Geschichte und das Schicksal der Familie Zalcman.
Jabob Axenrod spricht ein Gebet für die Angehörigen der Famlie Plaut.
Jürgen Strube erläutert deren Schicksal.
Von der Stolpersteinverlegung in der Großen Rosenstraße gestaltete unser Vereinsmitglied Klaus Brocke eine Fotocollage. Sie zeigt u. a. die Große Rosenstraße, in der sich das Zentrum der jüdischen Gemeinde befand, am 8. November 1938 mit den Verwüstungen durch den Pogrom am Abend vorher.
Oberbürgermeister Christian Geselle bei seiner Laudatio - Gunter Demnig und Jochen Boczkowski im Gespräch - Edeltraud und Jochen Boczkowski, Gunter und Katja Demnig - Jochen Boczkowski gibt seine persönlichen Einblicke in die Arbeit von Stolpersteine in Kassel e. V.
Ohne seinen "Erfinder" und Motor Gunter Demnig gäbe es das inzwischen weltumspannende Projekt der Stolpersteine nicht. Ohne Jochen Boczkowskis unermüdliches Engagement, das Projekt in Kassel voranzutreiben, wäre die Verlegung von bislang 223 Stolpersteinen vor Ort kaum denkbar. Dass es gelungen ist, in Kassel ehedem vertretene Vorbehalte auszuräumen und die Erinnerungsarbeit über viele sonst trennenden Grenzen hinweg sich hoher Anerkennung erfreut, ist vor allem auch sein Verdienst. Diese Anerkennung brachte die Stadt nun durch die Verleihung der Ehrennade durch Oberbürgermeister Geselle an Gunter Demnig und Jochen Boczkowski in einer Feierstunde im Rathaus zum Ausdruck. Die HNA widmete sich dieser Auszeichnung ausführlich.
Zahlreiche Menschen sorgten rund um den 74. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz wie in den Jahren zuvor dafür, unsere 223 Stolpersteine in neues Glanz zu bringen und sie mit Blumen und Kerzen zu schmücken. Nicht selten auch eine Gelegenheit mit Passanten ins Gespräch zu kommen und sich immer wieder neu der Biografien der Geehrten zu nähern.
Der in New York lebende 20-jährige Shanan Miller ließ es sich nicht nehmen, bei seinem Besuch in Kassel wenige Tage zuvor, die Stolpersteine für seine Ur-Ur-Großeltern Helene und Siegfried Pincus in der Friedrich-Engels-Strße zu pflegen. Dabei verriet er uns, dass sein Vorname letztlich dem von Siegfrid Pincus entspreche (Fotos unten):