Herzlich willkommen bei Stolpersteine in Kassel e. V.

Hier finden Sie Informationen über unsere Tätigkeit in der jüngeren Vergangenheit.

Mehr finden Sie unter dem Menüpunkt "Archiv".

„Spur der Deportierten“ nun bis zum Hauptbahnhof

Die Deportation nach Majdanek und Sobibor am 1. Juni 1942 überlebte nur ein Mensch. Im Gedenken an dieses Ereignis an seinem Jahrestag wurde der Weg, den die Deportierten vom Sammellager an der Schillerstraße zum Hauptbahnhof zurücklegen mussten, nun bis dorthin markiert: ein gemeinsames Projekt von Arnold-Bode-Schule und Stolpersteine in Kassel e. V.

Das geschah im Rahmen einer Veranstaltung auf dem Schulgelände unter Anteilnahme zahlreicher Schülerinnen und Schüler, die dann auch der „Spur der Deportierten“ bis zum Bahnhof folgten. Zuvor hatten u. a. Christina Hein (HNA) mit einer Lesung aus ihrem Buch „Nie vergessen“ und die Enthüllung neuer, von Schülerinnen und Schülern gestalteter Reliefs am Schulgebäude das Gedenken begleitet.

90 Jahre nach dem Mord an Max Plaut

Zusammen mit dem Arbeitskreis Gedenken und Erinnern der Arbeitsgemeinschaft Wehlheiden veranstalteten wir am 31. März 2023, dem 90. Todestag von Max Plaut, der das erste Mordopfer der Nazis in Kassel war, eine Gedenkveranstaltung an dessen Stolperstein vor der Wilhelmhöher Allee 55, seinem letzten Wohnsitz. Hier war er eine Woche nach den schweren Misshandlungen, die ihm von der SA zugefügt worden waren, auch gestorben. Unter den Teilnehmern waren u. a. Mitglieder des Ortsbeirates Wehlheiden wie auch der zukünftige Oberbürgermeister Sven Schoeller, von dem wir uns eine intensive Fortsetzung der Förderung unserer Arbeit durch die Stadt erhoffen.

81 Jahre nach der ersten Deportation

... nach Riga  veranstalteten wir gemeinsam mit der VVN einen Gedenkgang von der Arnold-Bode-Schule zum "Gedächtnis der Gleise" im Kulturbahnhof. Auf dem Schulgelände sprach Frank-Matthias Mann zur Deportation nach Riga und rückte dabei insbesondere auch die Opferschicksale in den Mittelpunkt. Im Bahnhof sprach Ulrich Schneider, Bene Schuba und Birgit Goldbourn umrahmten das musikalisch.

Am 80. Jahrestag der Deportation nach Theresienstadt

... dem 7. September 2022 verlegten wir drei weitere Stolpersteine und starteten gemeinsam mit der Arnold-Bode-Schule in einer öffentlichen Veranstaltung das Projekt einer "Spur der Deportierten", die den Weg  der 1941 nach Riga, 1942 nach Majdanek bzw. Sobibor und im gleichen Jahr nach Theresienstadt verschleppten jüdischen Menschen vom Sammellager in der Schillerstraße (heute Arnold-Bode-Schule) zum Kasseler Hauptbahnhof nachzeichnen soll.

Die "Spur der Deportierten"

Über die Gedenkveranstaltung und die Aktion schreibt Christina Hein in der HNA vom 8. September 2022:

In seiner Schlichtheit extrem bewegend und intensiv trug der Musiker Bene Schuba auf dem Schulhof der Arnold-Bode-Schule sein für die gestrige Gedenkaktion komponiertes Stück für Schlagzeug vor: 752 rhythmisierte Trommelschläge in unterschiedlicher Lautstärke. Jeder Schlag steht für einen jüdischen Menschen, der vor 80 Jahren von Kassel aus in das KZ Theresienstadt und damit in den Tod deportiert wurde. Für den Jahrestag hat sich der Verein Stolpersteine in Kassel mit der Schulgemeinde der Bode-Schule eine besondere Aktion ausgedacht, die gestern ihren Anfang nahm und über Jahre und weitere Schülergenerationen hinweg fortgesetzt und gepflegt werden soll: Vom Schulhof ausgehend wird eine blaue Farbspur auf den Straßenbelag bis zum Hauptbahnhof aufgetragen. Sie beschreibt den Weg, den die 752 Juden aus Kassel auf ihrer Deportation nach Theresienstadt gegangen sind. Es waren ihre letzten Schritte, ihre letzten Blicke, die sie auf ihre Heimatstadt Kassel warfen. Bis jetzt ist diese Spur, die später noch von den mit Schablonen aufgetragenen Namen der insgesamt 2500 aus Kassel Deportierten begleitet sein wird, erst 185 Meter lang und endet noch auf der Schillerstraße. Es ist eine Gedenkaktion „in progress“. „Wir wollen das Gedenken aktiv wachhalten“, sagte der stellvertretende Schulleiter Matthias Enkemeier vor Hunderten von Schülerinnen, Schülern und Gästen. Die Fachoberschule für Gestaltung am Standort der ehemaligen Bürgerschulen in der Schillerstraße nimmt ihr dunkles historisches Erbe aktiv an. Die nicht mehr existierende Turnhalle auf dem Schulgelände hatte der NS-Administration als Sammellager für nordhessische Juden gedient. Nach einer dort verbrachten Nacht ging es zum Bahnhof und zur Deportation in die Konzentrationslager. „Es ist unvorstellbar, aber es ist passiert“, sagte Norbert Sprafke, der Vorsitzende des Stolperstein-Vereins in seiner Ansprache zum Projekt „Stolperspuren“. Vorgesehen ist, dass Stolperstein-Initiator Gunter Demnig an den Straßenkreuzungen der blauen Spur sogenannte Stolperschwellen beiträgt.

 

Luca Buchhorn hat für den Offenen Kanal Kassel über die Veranstaltungen an diesem Tag den Film "Die Stolperspur" gedreht. Zu dem Film (ca. 7 Minuten) gelangen Sie hier.

 

Oben: Bene Schuba trägt das von ihm eigens komponierte Werk vor. - Die Lehrer Steffen Wichert, Tobias Platz, Jens Kroll und Thomas Hofer (von links) tragen mit einer Schablone der ersten Schnriftzug auf die blaue Spur auf..

Unten: Der stellv. Schulleiter Matthias Enkemeier, der Vorsitzende von Stolpersteine in Kassel Norbert Sprafke und der Kantor der jüdischen Gemeinde Jakob Axenrod, der ein Gebet sprach.

Die Verlegungen

Im Süsterfeldweg, im Kunigundishof in Bettenhausen und in der Gartenstraße im Wesertor verlegten wir drei weitere Steine. Über die Verlegung im Süsterfeldweg berichtete der HR in der Hessenschau vom gleichen Tag.

Der Stein im Süsterfeldweg (oben links) erinnert an den kommunistischen Widerstandskämpfer Emil Freitag, der nach mehrjähriger Haft im KZ Mauthausen ermordet wurde. Jochen Boczkowski erläuterte seine Biografie, Philipp Hoffmann umrahmte die Verlegung musikalisch.

Der Stein im Kunigundishof (unten) ist dem Zeugen Jehovas Wilhelm Weltner gewidmet, der seine konsequente Verweigerung von Ansinnen der NS-Diktatur mit mehrjähriger Haft bezahlen musste. Alexander Mund stellte die Biografie seines Großonkels vor, Angelika Kolwicz begleitete mit der Querflöte.

Die Biografie des kommunistischen Widerstandskämpfers Walter Buda, für den wir in der Gartenstraße (oben rechts) einen Stein verlegten, erläuterte wiederum Jochen Boczkowski, musikalisch begleitet von Philipp Hoffmann. Walter Buda wurde mehrere Jahre inhaftiert und im KZ Sachsenhausen ermordet.

 

Fotos unten:

Angelika Kolowicz, Philipp Hoffmann, Jochen Boczkowski, Alexander Mund

1. Juni 2022 - Verlegungen am Jahrestag der Deportation

Diese Stolpersteinverlegungen sollten an den 80. Jahrestag des Deportation aus Kassel nach Lublin und Sobibor im Jahr 1942 erinnern, die von den etwa 600 deportierten Menschen ein einziger überleben sollte.

Vom Kirchweg 80 im Vorderen Westen ging es über die Breitscheidstraße 15 und die Tannenstraße 15 zur Philippistraße 22 in Rothenditmold, von dort zur Wolfhager Straße 55 im Schillerviertel und über die Kurt-Schumacher-Straße 9 in der Nähe des Stern am Ende in die Müllergasse 6 in der (ehemaligen) Altstadt.

Im Kirchweg 80 verlegten wir Steine für die Familie Goldschmidt, deren Tochter Lisel 1934 nach Schweden ging. Die Eltern folgten 1939, nachdem Lisels Vater David 1938 in Buchenwald inhaftiert worden war.

Der Stein vor der Breitscheistraße 15 erinnert an Dr. Ernst Grünbaum, den die Flucht nach Holland nicht davor bewahrte, schließlich in Auschwitz ermordet zu werden. Der Kantor der jüdischen Gemeinde Jakob Axenrod sprach ein Gebet.

Vor der Tannenstraße 15 würdigt ein Stein Julius Hochgräfe, einen Zeugen Jehovas, der auf Grund seiner verweigernden und widerständigen Haltung aus dem Glauben heraus mehrere Jahre Haft erleiden musste. Monika Fischer sang.

Die fünf Steine an der Philippistraße 22 sind den Ehepaaren Österreicher und Cheim gewidmet, die nach Riga deportiert wurden, und an Henriette Horn, die man in die Judenbaracke in den Zentgrafenstraße zwang, wo sie starb. Während die Österreichers ihre Befreiung erlebten, wurde das Ehepaar Cheim ermordet. Der Ortsvorsteher Hans Roth begleitete musikalisch mit der Geige.

Veronikal Blum sang an der Wolfhager Straße 55 einen Psalm für Thekla Grünbaum, die nach Theresienstadt deportiert und in Treblinka ermordet wurde.

Die Schicksale der in Ravensbrück, Majdanek, Sobibor und Treblinka ermordeten Mitglieder der Familie Speier erläuterte Gudrun Schmidt an der Kurt-Schumacher-Straße 9

Den Journalisten Friedrich Herbordt bestraften die Nationalsozialisten mit 7 Jahren Haft wegen seiner Widerstandstätigkeit für die KPD. Jochen Boczkowski erläuterte seine Biografie, Philipp Hofmann begleitete u. a. mit dem Buchenwaldlied.

8. Mai 2022 - Tag der Befreiung und elf neue Stolpersteine

Wir nahmen auch in diesem Jahr den Tag der Befreiung Deutschlands zum Anlass, weitere Stolpersteine zu verlegen. Wir ehrten das Ehepaar Fanny und Max Feldstein in der Ruhlstraße 2, das sich der weiteren Verfolgung durch Freitod entzog. In der Friedrich-Engels-Straße 2 verlegten wir Steine für Max Feldsteins Schwester Anna Behrens, die 1942 in Theresienstadt ermordet wurde, sowie deren Tochter Hilde Epstein und ihren Mann Harry mit dem Sohn Rudolf. Der 1930 Geborene lebt heute als Ralph Epstein in Brisbane (Australien) und freute sich aus der Ferne über die Verlegung der Steine für seine Familie. Dem Überlebenden der Deportation nach Riga, dem Pferdehändler Berthold Schiff, ist ein Stein vor der Goethestraße 1 gewidmet. Des Ehepaars Oppenheim, Miteigentümer der Rosshaarspinnerei, wird durch die beiden Steine vor der Herkulesstraße 6 gedacht.Hans Heinz Merkel, für den nun ein Stein vor der Wilhelmshöher Allee 114 liegt, erlebte noch als KZ-Häftling die Befreiung am Ende des Krieges, starb aber bereits wenige Tage später an den Folgen seiner Haft. Und schließlich erinnert nun ein Stein vor der Wilhelmshöher Allee 123 an die Witwe Emma Reimers, die sich wie das Ehepaar Feldstein dem Schlimmsten durch Freitod entzog.

Unser Vorsitzender Norbert Sprafke moderierte, Wolfgang Matthäus erläuterte die Biografien bzw. Familiengeschichten und bettete sie in den historischen Zusammenhang ein. Philipp Hoffmann und Stefan Hülsermann begleiteten die Verlegungen musikalisch. Jakob Axenrodt sprach Gebete, bevor Jochen Boczkowski am Ende den Text der Inschriften vorlas.

Auf den Spuren der Vorfahren ...

... war Wiatt Bowers am 8./10. März 2022 zu einem Besuch für einen Tag in Kassel. Der in den USA lebende Enkel von Kurt und Urenkel von Marianne Spangenthal ließ es sich dabei nicht nehmen, die Stolpersteine für seine Vorfahren in der Hoffmann-von-Fallersleben-Straße zu reinigen.

Er war sehr beeindruckt von der Arbeit unseres Vereins und dankbar für unser Engagement für seine Familie.

Herkules, Bergpark, Karlsaue und jüdischer Friedhof zeigten sich ihm in Begleitung von Wolfgang Matthäus bei herrlichem Sonnenschien.

27. Januar 2022 - ein Stolperstein kehrt zurück

Es war schon ungewöhnlich, dass ein Stolperstein herausgebrochen und gestohlen worden war. Zufällig war er vor einigen Monaten bei einer Personenkontrolle im Zug bei Göttingen von der Polizei aufgefunden und sichergestellt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch.

Nun konnte Regina Schiffs Stein in der Parkstraße 31 am Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus in einer kleinen Zeremonie wieder eingebaut werden. An ihr nahmen u. a. der Steinpate und ehemalige Oberbürgermeister Bertram Hilgen und kleine Delegationen des Mädchenhauses und der Albert-Schweitzer-Schule teil, die für Pflege des Steins sorgt.

Wie in den letzten Jahren auch folgten zahlreiche Menschen unserer Aufforderung, an diesem Tag die Steine in der ganzen Stadt zu säubern und zu schmücken.

Gedenken an die erste Deportation von Juden aus Kassel

Vor 80 Jahren, am 9. Dezember 1941 fand die erste Deportation von Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Kassel statt. Aus diesem Anlass riefen wir zum 9. Dezember 2021 gemeinsam mit weiteren Initiativen zu einem Gedenkgang auf, den wir organisierten: von der Schillerstraße, wo sich das Sammellager für die Deportierten befand, zum Hauptbahnhof, wo das Mahnmal "Gedächtnis der Gleise" des Kasseler Künstlers Horst Hoheisel daran erinnert. In unserem Aufruf, dem etwa 200 Menschen aus Stadt und Region folgten, heißt es dazu: "Wir wollen damit der Opfer gedenken, dafür eintreten, dass sich solche Verbrechen nicht wiederholen, und zeigen, dass wir jeder Form von Rassismus, Antisemitismus, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit aktiv entgegentreten."

 

Wir trauern um Jürgen Strube

 

Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.

Gunter Demnig, Kunstdenkmal „Stolpersteine“ für die Opfer der NS-Herrschaft

 

Dieser Spruch aus dem Talmud war für

J ü r g e n  S t r u b e

27. Juli 1949 – 11. Oktober 2021

Auftrag und Verpflichtung.

 

Im Mai 2012 war er Gründungsmitglied von „Stolpersteine in Kassel e.V.“ Seitdem hat er sich intensiv an den Vereinsaufgaben im Vorstand beteiligt. Sein Herzensanliegen war, mit seiner Arbeitsgruppe die Schicksale von verfolgten, geflüchteten oder ermordeten minderjährigen NS-Opfern und ihren Familien „Auf den Spuren der Kinder“ zu erforschen. Er starb plötzlich nach einem ereignisreichen Tag mit Opfernachfahren aus den USA und Israel, ehe am Folgetag die acht Stolpersteine für ihre Angehörigen vor deren letzten Wohnorten eingeweiht wurden. An seiner statt nahm seine Frau Mechthild mit Tochter Marie an den Verlegungen teil.

 

Wir sind sehr traurig und berührt von Jürgens Tod. Mit tiefem Mitgefühl denken wir an seine Familie. Und wir sind dankbar, ihm begegnet zu sein. Seine warmherzige, kluge und schlichte Art ist uns ein Vorbild. 

Die Einweihung der Stolpersteine für die Familie Ziering erlebte Jürgen nicht mehr. Sie stand ganz im Zeichen seines plötzlichen Todes. Christina Hein berichtete in der HNA vom 13.10.21:

In der Mitte: Noah und Steven Markowitz, Debby und Mark Ziering,
In der Mitte: Noah und Steven Markowitz, Debby und Mark Ziering,

Kassel – Sie waren von weither angereist, um an der Stolperstein-Zeremonie für die Angehörigen ihrer Familie teilzunehmen. Mark Ziering kam aus Israel, seine Schwester Debby Ziering mit Mann und Sohn aus den USA. „Es ist sehr emotional für uns hier in Kassel zu sein“, sagte Debby Ziering am Gedenkstein für ihren Vater Hermann Ziering vor dem Haus Pferdemarkt 14. Sie dankte dem Verein Stolpersteine in Kassel für die umfangreichen Recherchen zum Schicksal der Zierings, die vom NS-Regime verfolgt und zum Teil ermordet wurden. „Es ist sehr bedeutend für mich und meine Familie und wie ich sehe auch für Sie, denn wir haben es mit einer sehr schwierigen Geschichte zu tun.“

Tief betroffen äußerte sich Debby Ziering darüber, dass der Verfasser des Gedenkblatts für ihre Familie, Jürgen Strube vom Vorstand des Vereins Stolpersteine in Kassel, am Abend zuvor unerwartet verstorben war. Zuvor hatte er sie auf einer Stadttour und beim Besuch der Synagoge begleitet. „Ein liebenswerter Mann“, sagt Debby Ziering über Jürgen Strube. Sie sei tief beeindruckt von der „enormen Arbeit“ die er geleistet habe, indem er die Biografien ihrer Familie erforscht habe. An seiner Stelle verlas Ehrenvorsitzender Jochen Boczkowski mit zeitweise versagender Stimme das von Strube recherchierte Gedenkblatt vor.

Die Gedenksteine am Pferdemarkt für Isaak und Cilly Ziering, deren Söhne Siegfried und Hermann (Debby und Mark Zierings Vater) sowie Isaaks Bruder Benjamin hatte der Künstler Gunter Demnig bereits vor einem Jahr verlegt. Ebenso lagen schon die Steine für Leo Ziering und dessen ermordete Frau Zilla und Tochter Jutti in der Schillerstraße sowie für Abraham und Anna Kott geb. Ziering in der Jägerstraße.

Umrahmt wurde das Gedenken für die NS-Opfer der Familie Ziering mit Gebeten, die Jakov Axenrod von der Kasseler Jüdischen Gemeinde vortrug, und von Musikbeiträgen von Helmuth Schäfer an der Posaune.

Mitglieder wählen neuen Vorstand

Jochen Boczkowski Ehrenvorsitzender - Edeltraud Boczkowski Ehrenmitglied

Jochen Boczkowskis letzter Tätigkeitsbericht
Jochen Boczkowskis letzter Tätigkeitsbericht

Ganz im Zeichen des Abschieds von Jochen Boczkowski vom Amt des Vorsitzenden stand die Mitgliederversammlung unseres Vereins am 9. September 2021, die sein kaum hinreichend zu beschreibendes, mitreißendes Engagement für den Verein bewundernd und mit großer Dankbarkeit würdigte. Als Gründungsvorsitzender sei es nicht zuletzt ihm zu verdanken, dass der Verein in den neun Jahren seiner Tätigkeit seinem Anliegen in geradezu vorbildlicher Weise gerecht geworden sei, mit Stolpersteinen an die Opfer des Faschismus zu erinnern und damit aber auch einen Beitrag zur Bewahrung der Demokratie zu leisten. In den Dank schloss die Mitgliederversammlung Edeltraud Boczkowski ein, die sich ebenso unermüdlich für den Verein engagierte.

Die Mitgliederversammlung wählte jeweils einstimmig Norbert Sprafke zum neuen Vorsitzenden, Klaus Brocke zu seinem Stellvertreter, Gudrun Schmidt als Schriftführerin, Jürgen Strube als Kassenwart sowie als Beisitzer/in Nicole Pingand, Frank-Matthias Mann und Wolfgang Matthäus.

Der neue Vorstand ernannte Jochen Boczkowski für seine Verdienste, für die er bereits die Ehrennadel der Stadt erhalten hat, zum Ehrenvorsitzenden, Edeltraud Boczkowski zum Ehrenmitglied. Er sei „Aktivist“ der ersten Stunde gewesen und werde „Aktivist“ bis zur letzten Stunde bleiben, gab Jochen Boczkowski als Dank zurück.

Die erste Stolperschwelle in Kassel und weitere 13 Stolpersteine in der Innenstadt - 29. Juni 2021

Gunter Deminig verlegt mit Mitarbeitern des Baiuhofs die Schwelle vor der JVA. - Die Schwelle ist verlegt.

Es war der Wunsch des Leiters der Justizvollzugsanstalt in Wehlheiden, unmittelbar an der JVA an die  Karfreitagsmorde 1945 zu erinnern, denen 12 Häftlinge zum Opfer fielen. Aus seinem Vorschlag, dort Stolpersteine zu verlegen, entstand schließlich die Idee, der Ermordeten mit einer Stolperschwelle zu erinnern. Gunter Demnig selbst – unterstützt von Mitarbeitern des städtischen Bauhofs – baute sie am 29. Juni 2021 im Rahmen einer feierlichen Einweihung ein, an der zahlreiche Interessierte aus Stadtpolitik und –gesellschaft teilnahmen. Mit der Schwelle können (anders als mit Stolpersteinen) auch die bis heute namenlosen Opfer des NS-Terrors eine Würdigung finden. Auf ihr heißt es:

 

KARFREITAG – 30 . MÄRZ 1945 – 12 GEFANGENE ERMORDET

AUF DEM WEHLHEIDER FRIEDHOF VON GESTAPO ERSCHOSSEN UND VERGRABEN

SIE GEHÖRTEN ZU TAUSENDEN AUS VIELEN NATIONEN, DIE HIER 1933 – 1945

AUS POLITISCHEN, RASSISTISCHEN UND RELIGIÖSEN GRÜNDEN INHAFTIERT WAREN UND ENTRECHTET UND GEDEMÜTIGT WURDEN

ZUR ERINNERUNG UND MAHNUNG

Zahlreiche Besucher/innen nahmen Anteil - Der Leiter der JVA Uwe Meister spricht - Marianne Hornung-Grove liest die Namen der Ermordeten

Neben unserem Vorsitzenden Jochen Boczkowski sprachen u. a. Justizministerin Eva Kühne-Hörmann und der Leiter der JVA Uwe Meister. Sie alle betonten, wie wichtig solche Orte der Erinnerung für ein demokratisches und rechtsstaatliches Gemeinwesen seien – gerade angesichts der aktuellen Bedrohung von rechts. Die HNA berichtete ausführlich.

Jochen Boczkowski spricht zur Erföffnung - Justizministerin Eva Kühne-Hörmann - HNA-Artikel vom 30.6.2012

Die Namen der Opfer, an die die Stolperschwelle erinnert sind:

 

Battista Barachetti aus Italien, geb. 1922

Alex Bouch aus der Ukraine

Pierre Bourgeois aus Frankreich

Henryk Kdazokowski aus Polen, geb. 1917

Krigo Schlachosvi aus der Ukraine

Wolfgang Schönfeld aus Kassel, geb. 1917

Peter Steier aus Kaiserslautern, geb. 1891

Ludwig Ziokowski aus Polen, geb. 1926

Und vier unbekannte Männer

 

Mehr zu den Karfreitagsmorden.

Nachmittags verlegte Gunter Demnig noch 13 weitere Stolpersteine in der Innenstadt:

 

Für die 1941 in Hadamar ermordete Wilhelmine Freckmann in der Erzbergerstraße 41 unter der Beteiligung ihrer Nichte Gertrud Freckmann-Cordes, die die Verlegung angeregt hatte, und ihres Neffen Klaus Freckmann, der auch zur Verlegung sprach (Foto unten rechts).

In der Gießbergstraße 8 für Meta Feilchenfeld, JG 1904, deportiert und ermordet 1942 Sobibor, Ruth Feilchenfeld, JG 1934, deportiert und ermordet 1942 Sobibor und Ludwig Feilchenfeld, JG 1899, geflohen 1939 nach Palästina sowie Heinrich Köhler, JG 1869, deportiert 1942 Theresienstadt, ermordet Treblinka.

In der Wolfhager Straße/Ecke Gießbergstraße für Simon Wertheim, JG 1889, Haft 1942 Breitenau,ermordet KZ Sachsenhausen, Johanna Wertheim geb. Kohlhagen, JG 1896, deportiert 1942 Sobibor ermordet, Irmgard Wertheim, JG 1921, Flucht 1937 USA und Emma Kohlhagen, JG 1874, deportiert 1942 Theresienstadt, ermordet Treblinka.

Und schließlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite Wolfhager Straße 14 für Amalie Kaschmann, JG1871, deportiert und ermordet 1942 Theresienstadt, Frieda Horwitz geb. Kaschmann, JG 1897, deportiert und ermordet 1942 Theresienstadt, Johanna Kaschmann, JG 1898, deportiert 1942 Terezin, ermordet 1944 Auschwitz und Rosi Kaschmann, JG 1900, deportiert und ermordet 1942 Sobibor.

Der Kantor der jüdischen Gemeinde Jakob Axenrod begleitete alle Verlegungen mit einem Gebet (Fotos oben und unten links).

 

   weitere Fotos von den Verlegungen am 29. Juni 2021        findet man hier

Verlegungen als Versammlung unter freiem Himmel

Friedlich und ohne Waffen - 6. bis 8. Mai 2021

Sie sollten bereits im Dezember des letzten Jahres verlegt werden: mehr als 50 neue Steine an 15 Verlegeorten in mehreren Teilen der Stadt. Beschränkungen auf Grund der Pandemie verhinderten dies, und auch die dann ganz bewusst für die Tage vom 6. bis zum 8. Mai 2021, dem Tag der Befreiung, geplanten üblichen Veranstaltungen konnten zunächst nicht von der Stadt genehmigt werden; wohl konnten aber Versammlungen unter freiem Himmel nach Artikel 8 des Grundgesetzes stattfinden. Und so fungierte Jochen Boczkowski diesmal ganz offiziell als Versammlungsleiter, der zu Beginn jeder Verlegung auf die Einhaltung der uns auferlegten Auflagen hinwies. Ordner unterstützten dies, Polizeistreifen begleiteten die Verlegungen wohlwollend zu unserem Schutz.

Die Verlegungen waren eindrucksvolle Demonstrationen zum Thema „8. Mai Tag der Befreiung vom Faschismus und Stolpersteine Gedenken“, wie es in unserer Anmeldung hieß.

Am Donnerstag und Freitag galten Erinnerung und Gedenken ausschließlich jüdischen Opfern: Bella und Fritz Lentschner mit den Kindern Rosa, Ida, Nuomi, David, Isaak, Josef, Ruth, Heinz, Frieda und Hermann (Tränkepforte), Johanna und Louis Magnus (Mittelgasse), Mina und Willi Engelbert mit den Töchtern Frieda und Edith (Kurze Gasse), Sophie und Sally Adler mit den Kindern Ilse, Kurt Simon und Rolf, Marianne Spangenthal mit den Söhnen Kurt und Ludwig (Hoffmann-von-Fallersleben-Straße), Selma und Karl Hase mit dem Sohn Rolf (Technik-Museum), Rosa und Isaak Goldberg mit den Kindern Sigrid und Manfred (Königstor), Emmy und Ernst Rubensohn (Terrasse), Flora und Sally Frankenthal mit dem Sohn Gerd Siegfried, den Witwen Clara Mosbacher (Querallee) und Bertha Adler (Meysenbugstraße) und schließlich für David Bloch und den Sohn Paul (Lindenstraße). Vom Arbeiter über den „kleinen“ Geschäftsmann bis zum wohlhabenden Fabrikanten wurde die ganze Bandbreite der jüdischen Gesellschaft unserer Stadt vor ihrer Zerstörung sichtbar.

Die Steine für die Familie Lentschner -  Verlegung für Pfarrer Zimmermann mit Jochen Boczkowski

Der Sonnabend war dem evangelischen Pfarrer Hans-August Zimmermann gewidmet (Pfarrstraße), dem Opfer der Krankenmorde Wilhelm Kleinschmidt (Kaufunger Straße) sowie dem kommunistischen Widerstandkämpfer Eduard Wilhelm (Firnskuppenstraße).

 

Ohne die fachgerechte Verlegung aller Steine durch den städtischen Bauhof, wäre all dies nicht möglich gewesen. Ihm gilt unser besonderer Dank.

 

Bernd Scheffer, der Biograf Zimmermanns - Jochen Boczkowski am Stein für Wilhelm Kleinschmidt - Philipp Hoffmann singt ein Arbeiterlied für Eduard Wilhelm - Der Kantor J. Axenrodt sprach für alle jüdischen Opfer ein Gebet.

 

Weitere Fotos von den Stolpersteinverlegungen an den Tagen vom 6. bis 8. Mai 2021 gibt es hier.

Luise Nauhaus‘ Stein wieder verlegt

Nachdem er mehrere Jahre wegen der Baumaßnahmen der Evangelischen Bank am Ständeplatz eingelagert war, wurde der Stolperstein für die in Hadamar ermordete Luise Nauhaus am 15. April 2021 wieder fachgerecht verlegt. An der kleinen Zeremonie aus diesem Anlass nahmen u. a. der Generalbevollmächtigte der Bank Olaf Kreuzberg, Dorothea Hübner, eine Verwandte der Ermordeten, Claudia Römer vom Friedrichsgymnasium, das die Pflegepatenschaft übernimmt, Vertreter der beteiligten Firmen und unseres Vereins teil. Jochen Boczkowski skizzierte noch einmal eindringlich das Schicksal von Luise Nauhaus als eines von mehr als 70.000 Opfern der „Aktion T4“, des Massenmordes an Behinderten und Kranken.

Oben links: Claudia Römer vom Friedrichsgymnasium und Edeltraud Boczkowski bringen den Stein wieder auf Glanz. - Oben Mitte: Jochen Boczkowski und die Verwandte von Luise Nauhaus Dorothea Hübner - Oben rechts: Jochen Boczkowski mit dem Gedenblatt für Luise Nauhaus. - Unten Mitte: Jochen Boczkowski und der Vertreter der Evangelischen Bank Olaf Kreuzberg

Aus diesem Anlass haben wir alle Stolpersteine in Kassel geputzt und geschmückt

 

hier eine fotografische Auswahl

27. Januar 2021 Internationaler Gedenktag      Vor 76 Jahren wurde Auschwitz befreit



Das Buch über Stolpersteine in Kassel von Christina Hein

„Nie vergessen: Stolpersteine in Kassel - Porträts von Menschen“

Christina Heins Buch ist im September 2020 erschienen. Darin schreiben wir in unserem Grußwort:

 

"Ein gemeinsames Anliegen

 

Unsere 2012 begonnene Arbeit der Verlegung von Stolpersteinen in Kassel zur Erinnerung an die zahlreichen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor Ort hat das große Interesse und eine hohe Wertschätzung einer breiten Öffentlichkeit erfahren. Das ist nicht zuletzt auch der Berichterstattung in der HNA und insbesondere ihrer Redakteurin Christina Hein zu verdanken. Seit Jahren hat sie immer wieder mit großer Sympathie für unser Projekt und vor allem auch Empathie für die Opfer und mitunter vor dem Hintergrund persönlicher Kontakte zu einigen ihrer Familien Ergebnisse unserer Recherchen journalistisch aufgearbeitet und so einem breiten Publikum die Schicksale Einzelner oder von Familien nahe gebracht, dem Vergessen entrissen. Dass es nun gelungen ist, eine Reihe der so entstandenen Porträts in aktualisierter Form sowie einige weitere, bisher nicht veröffentlichte, in einem Sammelband zu publizieren, freut uns sehr.

Christina Heins Porträts vermitteln einen bedrückenden Einblick in ein Unrechtsregime und davon, dass und wie ihm letztlich jeder zum Opfer fallen konnte. Gleichzeitig machen sie deutlich, dass die Kategorisierung in Opfergruppen nicht ausreicht, sondern jedes Schicksal einer eigenen Würdigung bedarf. Wie die Stolpersteine sind die Porträts ausdrückliche Würdigungen von Menschen, derer im kollektiven Gedächtnis der Stadt bislang nicht oder kaum gedacht wurde – sieht man von einigen prominenten wie zum Beispiel Sara Nussbaum oder Felix Blumenfeld ab.

Für diese publizistische Begleitung unseres Anliegens sind wir der Autorin und dem Verlag dankbar. Dem Buch als wichtigem Beitrag zur Stadtgeschichtsschreibung wünschen wir die breite Leserschaft, die es verdient."

 

Hein, Christina

Nie vergessen: Stolpersteine in Kassel - Porträts von Menschen

euregioverlag 2020

120 Seiten mit vielen Abbildungen

ISBN 9783933617859

 

Anlässlich der Vorstellung des Buches hielt Eva Schulz-Jander, Ehrenbürgerin der Stadt Kassel, eine bemerkenswerte Rede, in der sie sich als ursprüngliche Skeptikerin gegenüber dem Projekt Stolpersteine mit der Einzigartigkeit des dezentralen Denkmals befasste.

Die Rede finden Sie hier. Wir danken der Autorin für die freundliche Genehmigung, sie auf dieser Webseite zu veröffentlichen.

 

7. - 9. November Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome in 1938

 

Auch in diesem Jahr sind die Gedenkveranstaltungen nicht ausgefallen. Wir haben der Opfer gedacht, die Stolpersteine geputzt und geschmückt.

 

Einige Bilder dazu findet man hier

Erklärung zum Terrorakt in Halle

Der unerträgliche rechte Terrorakt von Halle erfüllt uns mit Trauer. Unser Mitgefühl gilt den Opfern mit ihren Familien und den jüdischen Gemeinden in Deutschland. Er erfüllt uns zugleich mit Empörung und bestärkt uns, jetzt erst recht mit unserer Arbeit in aller Entschiedenheit für eine Gesellschaft einzutreten, in der Faschismus und Antisemitismus keinen Platz haben. 

"Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist."

Gunter Demnig mit Hut
Gunter Demnig (Foto von Karin Richert)

Mit Stolpersteinen den Menschen ihren Namen wiedergeben, die Opfer in der Nazizeit wurden - das ist das europaweite Anliegen des Künstlers Gunter Demnig.

Die Opfer waren Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfer. Es gab Millionen solcher Opfer, die nach dem Willen der Nationalsozialisten namenlos, heimatlos und geschichtslos bleiben sollten.

Den Namen wiedergeben: Auf Messingplatten, die auf 10 x 10 cm großen Betonquadern verankert sind, werden Name, Geburts- und Todesjahr mit Schicksalsangaben eingelassen. Jedes Opfer erhält einen persönlichen Stein. So werden Identität und Schicksal lesbar. Durch den Gedenkstein vor den Häusern der Opfer wird die Erinnerung an sie und ihre Geschichte wieder in unsere alltäglichen Wege geholt.

 

Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig hat für sie diese Kunstform entwickelt. In ca. tausend deutschen und europäischen Gemeinden und Städten in 29 Ländern hat er bisher über 90.000 Stolpersteine verlegt, unterstützt von örtlichen Initiativen. „Jeder persönliche Stein symbolisiert auch die Gesamtheit der Opfer, denn die eigentlich nötigen Steine kann man nicht alle verlegen“, sagt er. Darüber hinaus sind ca. 50 Stolperschwellen verlegt, eine davon in Argentinien (Buenos Aires).



 

Die Ziele des Vereins

Hier können Sie Kontakt mit uns aufnehmen.

TERMINE  2023

12. Juni

Verlegung weiterer Stolpersteine mit Gunter Demnig.

11.30

Mittelgasse 43 / Pferdemarkt

Fanilie Adler

12.15

Philippistraße 8

Ehepaar Salomon

12.45

Naumburger Straße 17a

Rudolf Freidhof

13.30

Luisenstraße 20

Christian Wittrock

14.45

Annastraße 11

Familie Hattenbach

15.15

Murhardstraße 1

Johanna Schleenstein

16.00

Landaustraße 3

Albert Wesemeyer

16.30

Philosophenweg 41

Friedrich Görlitz

Wettbewerb zum 10-jährigen Bestehen unseres Vereins.