Amalie Hesse

Mergellstraße 41                                 verlegt am 23.Mai 2017

 

Amalia / Amalie Hesse wurde am 28.11.1881 in Rhumspringe (Niedersachsen) geboren. In verschiedenen Dokumenten wird sie sowohl als Amalia, wie auch Amalie geführt, ebenso gibt es abweichende Schreibweisen ihres  Geburtsnamens: Moneke (nebst Monnecke und Monecke). Ihre Eltern waren Andreas und Friederike Moneke.

 

Im Alter von 28 Jahren heiratete sie in Wanfried den Eisenbahnschaffner Johann Hesse aus Altenburschla. Nach der Eheschließung am 5.2.1910 war der  Wohnsitz wohl für einige Jahre in Altenburschla, dann erfolgte im August 1913 der Umzug nach Kassel, zunächst in die Naumburger Straße, dann im Oktober in die Mergellstr. 43, von dort im Oktober 1915 in das Nachbarhaus Nr. 41. Zwischenzeitlich wurde am 1.2.1915 der gemeinsame Sohn Kurt Karl Julius geboren.


 

Im Jahre 1930 besuchte Amalie / Amalia eine Aufführung des sogenannten „Photodramas der Schöpfung“ in der Stadthalle Kassel und begann danach die Gottesdienste der Gemeinde der Zeugen Jehovas zu besuchen. Sie wurde 1932 getauft. Aus handschriftliche Aufzeichnungen geht hervor, dass A. Hesse um 1933 ein aktives Mitglied  der Kasseler Gemeinde gewesen sein  muss.    Sie wird in  einer Namensauflistung zum Gruppenfoto der damaligen Gemeinde erwähnt; leider lassen  sich nicht mehr alle abgebildeten Personen einwandfrei identifizieren (es kommen drei auf dem Bild befindlichen Frauen für S A. Hesse in Betracht).


In einer Liste des SS-Oberabschnitts Fulda-Werra, in der namentlich Jehovas Zeugen aus dem kurhessischen Großraum mit Adresse, Geburtsdatum und Beruf aufgeführt wurden, findet sich auf Seite 2 unter Position #6  die Personenangabe zu A.

In der Anlage wird ein Doppel der Liste der im hiesigen Ortsabschnittsgebiet bis jetzt erfassten Bibelforscher übersandt. Diese Liste enthält die vor dem Verbot bekannten Zeugen Jehoivas sowie die nach dem Verbot bekannt gewordenen Bibelforscher

 

Monke         Ehefrau   Hesse, Amalie            Kassel Mergellstr. 41          geb. 29.11.1881  Rhumspringe

Da der staatliche Druck Jehovas Zeugen gegenüber seit dem Verbot 1933 deutlich zunahm, wurde in mehreren Flugblattaktionen auf die offensichtlichen  Repressalien hingewiesen, und deutlich gemacht, dass eine Vielzahl von Forderungen des NS-Regimes  mit ihren Glaubensvorstellungen unvereinbar  seien. Eine solche Flugblattverteilung fand im Schutz der Dunkelheit am 12.12.1936 auch in Kassel statt. Amalie / Amalia beteiligte sich nicht nur daran, sondern wirkte auch in der Vorbereitung mit.  Unmittelbar danach wurden einige der Gemeindemitglieder verhaftet, darunter auch A. Hesse. Sie kam in Untersuchungshaft und wurde am 24.5.1937 wegen staatsfeindlicher Umtriebe zu  1 Jahr und 3 Monaten  Gefängnis verurteilt. Das Protokoll der Gerichtsverhandlung spiegelt ein klares Bekenntnis zu mutiger Standhaftigkeit wieder.

 

 „Auf die Frage ob sie nach Verbüßung einer Strafe dem Verbot abermals zuwider handeln würden, haben die Angeklagten sich dahin geäussert, das hänge von dem Willen Jehovas ab…gerade aus dieser Einstellung der Angeklagten geht die Staatsfeindlichkeit und zersetzende Wirkung…hervor. Sämtliche Angeklagten vertreten den Standpunkt, daß der Wehrdienst mit der Waffe abzulehnen sei, da er dem Gebot „Du sollst nicht töten“ widerspreche. Aus ihrer Einstellung heraus lehnen sämtliche Angeklagten auch den Deutschen Gruss ab.“

 

Wahrscheinlich  wurde sie im Sommer des Jahres  1938 entlassen. Ein Schreiben der Gestapo Kassel an das Gefängnis Kassel lässt vermuten, dass sie weiterhin unter Beobachtung blieb. In welchem physischen Zustand sie das Gefängnis verlassen hat ist nicht bekannt, aber bereits nach wenigen Monaten verstarb sie am 5.3.1939.


 

In der Sterbeurkunde wird eine ganze Reihe von akuten und chronischen Erkrankungen (croupöse Pneumonie, Gelbsucht, Chronische Myokarditis Pneumonie)  als Todesursache angegeben.

 

Besonderer Dank für die Unterstützung gilt Herrn Prof.Dr. D. Krause-Vilmar und Frau A. Kolowicz

 

Quellen: 1-Nds Landesarchiv 2-Standesamt Wanfried 3,8,9-Stadtarchiv Kassel 4-7 Siegner

Wilfried Siegner  im Mai 2017

 

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