Dr. Paul Hofmann und sein Sohn Peter

Kölnische Straße 181

Der Arzt Dr. Paul Hofmann stammte aus einer jüdischen Familie in Meiningen. Sein Vater war der Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Joseph Hofmann. Die Mutter Mathilde stammt aus der Familie Strupp, die nicht nur für Meiningen, sondern weit darüber hinaus eine wichtige Rolle spielte. So war Mathildes Bruder Gustav Strupp ein bedeutender Bankier und Unternehmer sowie auch einflussreicher Politiker. Der Firmensitz in Meiningen, die „Villa Strupp“, war in der DDR Kulturhaus und beherbergt heute neben einem Konservatorium den B.M. Strupp Lern- und Gedenkort für Jüdische Geschichte und Antisemitismus.

Nach einer privaten Vorschule besuchte Paul Hofmann Gymnasien in Meiningen und studierte von 1906 bis 1911 Medizin in Bonn, München, Berlin und Heidelberg. Nach einem Praktikantenjahr in Heidelberg und London erfolgten 1912 Approbation und Promotion. Der Ableistung des Einjährig freiwilligen Militärdienstes 1912/13 als Arzt schloss sich eine Tätigkeit am pathologischen Institut der Universität Freiburg an, wo er 1914 die nicht-jüdische „Kandidatin der Medizin“ Margarete Bauke heiratete. Sie stammte aus Berlin und gehörte zu den wenigen Frauen, die in dieser Zeit studierten. Zwei Tage vor der Hochzeit am 31. Juli ließ sich Paul Hofmann, der sein Judentum wohl nicht lebte, evangelisch taufen. Die Hochzeit bezeichnete er später als „Kriegstrauung“. Seine Frau beendete ihr Studium nicht. Das Paar bekam die Kinder Elisabeth (*13.8.1915), Gertrud (*9.10.1917), Hans (*23.7.1919) und Peter (*14.2.1925). (Das Foto der Familie aus dem Besitz von Ken Hofmann stammt aus dem Jahr 1925) 

Die Geschwister ca. 1930 - Paul Hofmann mit den Söhnen Peter und Hans ca. 1930 - Paul und Peter Hofmann ca. 1925/26

Vom ersten Tag des Kriegs an bis Ende Dezember 1918 diente Paul Hofmann zunächst als Assistenzarzt und dann als Oberarzt bei der Infanterie in der preußischen Armee. Dabei wurde er bereits 1914 verwundet und erkrankte 1918 an Ruhr. Für die Führung einer Sanitätskompanie und seinen persönlichen Einsatz zur Rettung von Kameraden erhielt der das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse, zudem wurde er mit dem Verwundetenabzeichen und dem Sachsen-Meining’schen Ehrenkreuz für Verdienste im Krieg ausgezeichnet: Ehrungen, die ihm auch später offensichtlich viel bedeuteten. Seine Frau Margarete zog die beiden im Krieg geborenen Kinder in Berlin in dieser Zeit allein auf.

Oben: Das Ehepaar kurz nach der Hochzeit - Paul als Soldat und mit seinem Pferd

Unten: Besitzzeugnis für das Verwundetenabzeichen - Bescheinigung über die Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse "infolge seines unerschrockenen und tapferen Verhaltens beim Bergen Verwundeter im stärksten feindl. Inf. und Artl. Feuer"

Am 1. Januar 1919 trat Paul Hofmann eine Stelle als Assistenzarzt auf der chirurgischen Abteilung am Landkrankenhaus Kassel am Möncheberg an (später städtische Kliniken), bevor er sich im August 1922 als Arzt in der Spohrstraße 2 niederließ. Hier kam ihm entgegen, dass sein Schwager Dr. Adolf Alsberg dort eine private Klinik für Orthopädie betrieb, deren Einrichtungen er mitbenutzen konnte. Der engagierte namhafte Orthopäde Dr. Adolf Alsberg war über seine eigene Praxis und Klinik hinaus einer der beiden ärztlichen Leiter der vorbildhaften „Krüppel-Heil und Lehranstalt“ Lindenberg, die im Gefolge des Esten Weltkrieges entstanden war. Paul Hofmann war neben der Praxis in der Spohrstraße als Belegarzt im Krankenhaus des Roten Kreuzes tätig. 1923 erwarb er von der Aschrott’schen Grundstücksverwaltung ein Grundstück und baute 1923/44 mit der Doppelhaushälfte Kölnische Straße 181 sein eigenes Heim am Tannenwäldchen, nachdem die Familie vorher am Möncheberg gelebt hatte. Im Haus lebten zumeist auch Hausangestellte.

Neben seiner ärztlichen Tätigkeit war Dr. Hofmann 1927-28 Mitglied des Vorstandes des Ärztevereins Kassel, 1929-33 Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung des Unterverbands Kassel und wurde für die Zeit von 1932 bis 1935 als Vertreter des Regierungsbezirks Kassel in die Ärztekammer Hessen-Nassau gewählt. Ausdruck einer Bindung an die Familie seiner Mutter war ein Aufsichtsratsmandat bei der Malzfabrik Mellrichstadt A.G., bei der die Familie Strupp eine Mehrheit besaß. Indiz für Hofmanns politische Auffassungen kann seine Mitgliedschaft in der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) sein. 

Orthopädischer Turnsaal in der Heilstätte Lindenberg, ähnlich wahrscheinlich in der Spohrstraße
Orthopädischer Turnsaal in der Heilstätte Lindenberg, ähnlich wahrscheinlich in der Spohrstraße

Paul Hofmann war einer von etwa 9.000 jüdische Ärztinnen und Ärzte in Deutschland, die mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten ohne Rücksicht auf deren Patienten zunehmend der Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung ausgesetzt wurden, so dass ein erheblicher Teil von ihnen auswanderte. Im Zuge der „Gleichschaltung“ enthoben ärztliche Standesorganisationen schon im Frühjahr 1933 Paul Hofmann aller entsprechenden Ämter, die er dort innehatte. Ob ein früher Boykott bereits im März und der Boykott jüdischer Ärzte am 1. April 1933 auch seine und die Praxis seines Schwagers Alsberg zum Angriffsziel hatten (wie es von dem Kasseler Arzt Dr. Strauss überliefert ist), wissen wir nicht. Paul Hofmann schreibt jedoch im Antrag auf Entschädigung: „Gleichzeitig begann der unterirdische Kampf in der Bevölkerung, die durch Verhetzung und Terror von dem Besuch jüdischer Ärzte abgehalten wurden.“

Der ehemalige Militärarzt war von einigen diskriminierenden Verordnungen und Gesetzen als „Frontkämpfer“ des Ersten Weltkrieges ausgenommen, so dass er offenbar weiterhin bei den Krankenkassen zugelassen war, was für viele jüdische Ärztinnen und Ärzte bereits seit April 1933 nicht mehr galt und ihre wirtschaftliche Existenz zumindest bedrohte. Die Stadt Kassel beteiligte sich an den antisemitischen Maßnahmen gegen Ärzte. Sie stellte die Kostenübernahme für die Rückengymnastik armer Kinder im Turnsaal der Praxis in der Spohrstraße ein, so dass dessen Betrieb eingestellt werden musste. Das Krankenhaus zum Roten Kreuz untersagte ihm wie auch anderen jüdischen Ärzten, weiterhin dort Operationsräume zu nutzen und Betten für seine Patienten zu belegen.

Als sein Schwager Adolf Alsberg Ende 1933 starb, übernahm Paul Hofmann wie mit diesem vereinbart, Praxis und Klinik, konnte aber deren Betrieb nicht im früheren Umfang fortsetzen. Dazu führten aus den oben genannten und anderen Gründen der Rückgang an Patienten, aber auch der politische Druck auf qualifiziertes Personal, nicht mehr bei ihm zu arbeiten, was ihm das Angebot mancher ärztlichen Leistungen nicht mehr ermöglichte. Mit der „Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ vom 25. Juli 1938 entzog man Paul Hofmann schließlich wie allen jüdischen Ärzten die Approbation. Nur wenigen von ihnen erlaubte man, als „Krankenbehandler“ ausschließlich jüdische Patienten zu versorgen. Paul Hofmann gehörte nicht zu ihnen und musste seine Praxis schließen.

Am 10. November 1938 wurde er im Zusammenhang mit den Novemberpogromen gemeinsam mit mehr als 250 jüdischen Männern in Kassel verhaftet und anschließend im KZ Buchenwald inhaftiert. Dort mussten die Häftlinge schon in den ersten Tagen den Tod von Leidensgenossen in einem eigens eingerichteten Sonderlager erleben, einer mit Stacheldraht vom übrigen Lager abgetrennten „Sonderzone“. Hier kamen alle Extreme des KZ zusammen: Enge, Wassernot, vollkommen unzureichende sanitäre Einrichtungen und Ernährung, der Terror der SS, „Schlafregale“ ohne Decken und Strohunterlage, die lediglich 50 cm hoch waren. Auch Morde gehörten dazu. Druck zu erzeugen, um Juden zur Veräußerung ihres Eigentums (wenn sie noch eines hatten) und vor allem zur Auswanderung zu zwingen, war das wesentliche Motiv der Verhaftungsaktion. Paul Hofmann wurde nach einem Monat entlassen. Aber selbst diese kurze Haftdauer genügte, damit sein Sohn über seine Rückkehr sagen musste: „Ich erkannte meinen Vater nicht wieder.“ Nachdem Paul Hofmann auch noch die sog. „Judenvermögensabgabe“ von einem Viertel seines Vermögens entrichten musste, und auch die Villa Strupp, deren Miteigentümer er war, zwangsweise verkauft worden war, begann er ernsthaft über eine Auswanderung nachzudenken, zu der ihn auch die Gestapo drängte, die ihn ständig überwachte. Dazu kam es aber nicht. 

Jüdische "Aktionshäftlinge" in Buchenwald im November 1938 - Geldkarte des KZ Buchenwald von Paul Hofmann

 

Aufgrund seiner Ehe mit einer nicht-jüdischen Frau war Paul Hofmann vor der Deportation geschützt, nicht jedoch vor Zwangsarbeit, der Juden seit 1938 unterworfen werden konnten. Seit dem 1. September 1941 war er (zusammen mit Polen und Russen) zur Arbeit bei der Rohproduktenhandlung Gollup am Unterstadtbahnhof verpflichtet und schreibt darüber im Entschädigungsverfahren: „Körperlich schwerste und schmutzigste Arbeit, hauptsächlich Pressen und Verladen von Altpapier und Lumpen in 2 Zentner schweren Ballen, Laden und Entladen von Eisenschrott in und aus Eisenbahnwaggons; einmal 20 Tonnen schwerer Eisenteile innerhalb 8 Stunden entladen, Laden und Entladen verfaulter Knochen in einem von Ratten wimmelnden Schuppen.“ Er berichtet von Arbeiten bei bis zu 25° Kälte und vor allem auch von Schikanen und Quälereien. „Wir rangierten auf dem Platz unter den polnischen Gefangenen.“ Der damalige Lagerist bescheinigte nach dem Krieg: „Was Herrn Dr. Hofmann am meisten zermürbt hat, waren die jämmerlichen Schikanen des damaligen Lagermeisters, eines fanatischen Nazis, namens Brix. Diesem war Dr. Hofmann als Jude und Arzt ein besonderer Dorn im Auge, somit wurde er an die schwersten und schmutzigsten Arbeiten gestellt und dabei noch nach allen Regeln schikaniert. (…) Auf seinen geschwächten Körper wurde keine Rücksicht genommen.“ Unter diesen Umständen war es kein Wunder, dass sich Paul Hofmann 1942 innerhalb von 5 Monaten zwei schwere Lungenentzündungen zuzog und von Oktober 1942 bis Januar 1943 arbeitsunfähig war. Siegfried Samson, der zusammen mit Paul Hofmann dort Zwangsarbeit leistete und die gleichen Erfahrungen machen musste, schreibt dazu: „Bei Krankmeldung drohte dieses Untier Brix: Wen dein Arzt dich krankschreibt, melde ich euch zwei Judenschweine sofort bei der Gestapo.“

Vom Januar 1943 war Paul Hofmann dann in der Polenverkaufsstelle in der Kasernenstraße beschäftigt und hatte hier „Gelegenheit zu leichterer Beschäftigung“ .Sein Versuch, sich selbst nach dem Tod des Inhabers um eine andere Arbeitsstelle zu bemühen, führte zur Denunziation wegen Beamtenbestechung und zur Vorladung bei der Gestapo. Dem Gestapo-Beamten Hoppach verdankte er es wohl, nicht in ein KZ eingewiesen worden zu sein, schreibt er nach dem Krieg.

Seine letzte Station der Zwangsarbeit war die Wäscherei Jakob am Bleichenweg, wo er im Großen und Ganzen freundlich, mitunter aber auch gehässig behandelt wurde. In die Luftschutzräume durften er und sein Schicksalsgenosse Julius Schuster nicht, wohl aber wurden sie zur Luftschutzwache zugeteilt. Zunächst in der Wäscherei mit leichteren Arbeiten beschäftigt, überstiegen dann jedoch die schweren Wäschereiarbeiten seine Leistungsfähigkeit und führten zu Herzversagen und seit Mitte Februar zu erneuter Arbeitsunfähigkeit. Nur wenige Tage vor dem Kriegsende in Kassel erlebte er die Zerstörung seines Hauses durch einen Bombenangriff und konnte erst 1948 wieder dort einziehen, nachdem er seit 1947 seinen Praxisbetrieb wieder aufgenommen hatte, diesmal auch mit der Hilfe seiner Frau. 

 

Aus einem Brief Paul Hofmanns aus dem Jahr 1945
Aus einem Brief Paul Hofmanns aus dem Jahr 1945

Bereits 1945 wurde Paul von den Kasseler Ärzten (von denen sich ja viele den Nationalsozialisten angedient hatten und mitunter in ihre Verbrechen verstrickt waren) einstimmig zum Vorsitzenden der Ärzteschaft gewählt, die zur Ärzteschaft der Provinz Kurhessen ausgebaut wurde. Und noch im gleichen Jahr wählte ihn die Ärzteschaft Großhessen zu ihrem ersten Präsidenten. In einer neueren Studie aus dem Jahr 2019 heißt es, dass  Hofmann den Wiederaufbau der verfassten Ärzteschaft entscheidend geprägt habe – eine Leistung, die bis heute nicht ausreichend anerkannt werde.

 

 

Peter Hofmann

 

Peter, das jüngste Kind der Familie, besuchte zunächst die Bürgerschule 13 für Knaben (heute Herkulesschule) und wechselte Ostern 1935 auf die Wilhelmschule, wo er als sog. „Halbjude“ Aufnahme fand und Ostern 1943 das Abitur ablegen konnte. In dieser Zeit erlebte er, wie das Haus der Familie mehrfach bei Luftangriffen getroffen und beschädigt wurde. Über seine Erlebnisse in der Schule berichtet er in seinen Lebenserinnerungen nicht. Aus seinem Abiturzeugnis geht hervor, dass seine Neigungen und Begabung wohl offenkundig auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und insbesondere der Physik lagen, wo er mit sehr gutem Erfolg auch an einer Arbeitsgemeinschaft teilnahm. Für Menschen wie ihn bedeutete das Abitur aber nicht die Berechtigung zum Studium.

Nach dem Abitur begann Peter eine Lehre als Rundfunk-Instandsetzer bei der Rundfunkgroßhandlung von Adolf Leopold Mayer in der Hohenzollernstraße 87 (Friedrich-Ebert-Straße), die im November 1944 unterbrochen wurde, als er zur Zwangsarbeit für die Organisation Todt (OT) einberufen wurde. Das war die Folge eines 1943 begonnenen, aber nur schleppend vorangehenden Vorhabens zum Einsatz der „Mischlinge ersten Grades“, das die Gestapo auf Befehl Heinrich Himmlers erst seit Oktober 1944 zum Abschluss brachte, indem sie alle männlichen Betroffen auch aus den Betrieben herauszog, die zuvor nicht willens waren, ihre Arbeitskräfte abzugeben. Auf Befehl der Gestapo kam Peter Hofmann in das Lager Bähr der OT, einer paramilitärischen Bautruppe, die seit 1943 im Reichsgebiet vor allem mit dem Bau von Luftschutzanlagen befasst war und im großen Umfang Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge einsetzte. Das Lager Bähr wurde im Gebäude der Salzmann-Fabrik in Bettenhausen eingerichtet, das er später als ausgebrannt beschrieb und sich an eine Flohplage erinnerte, der er kaum Herr werden konnte. „Mit uns waren etwa 40 halbjüdische Männer - ich glaube, ich war der jüngste - Männer aus Holland, polnische Mädchen und im Stockwerk unter uns ehemalige italienische Soldaten. (...) Gegenüber von uns waren russische Kriegsgefangene, die von deutschen Soldaten bewacht wurden.“ Ohne Bewachung fuhren die Zwangsarbeiter – wie es in Peters „Life Story“ heißt – mit der Straßenbahn in den Westen der Stadt, wo sie am Bau eines Luftschutzstollens arbeiteten. Die Zwangsarbeit endete für ihn im März 1945: Kurz vor dem Kriegsende in Kassel schickte ihn der Leiter des Lager Bährs wieder zu seinem Arbeitgeber, der inzwischen nach der Ausbombung in Kassel in einer Nachbargemeinde wieder einen Betrieb eröffnet hatte. Im gleichen Monat zerstörten noch Luftangriffe, die den benachbarten Bahnlagen galten, das Haus der Familie am Tannenwäldchen. In seiner „Life Story“ gibt Peter Hofmann der wahrscheinlich richtigen Überzeugung Ausdruck, dass nur die rechtzeitige militärische Niederlage Deutschlands verhinderte, dass Menschen seiner Herkunft deportiert und ermordet wurden, so dass sein Vater und er überleben durften. 

 

Peter mit seiner Mutter in Kassel ca. 1951/52
Peter mit seiner Mutter in Kassel ca. 1951/52

 Im August 1945 begann er eine zweite Lehre als Rundfunkmechaniker bei der Firma Karl Kersting in der Riedelstraße (Kirchditmold). Daneben arbeitete er 1945/46 für die US-Army im General Hospital im ehemaligen Generalkommando sowie in einem weiteren Hospital. 1947 ließ er sich dazu eine Bescheinigung ausstellen: „Hiermit wird bescheinigt, dass Peter Hofmann als Funktechniker für den Offiziersclub 386th Station Hospital 1945 und 1946 so oft wie gewünscht gearbeitet hat. Wir waren sehr zufrieden mit ihm und haben ihn absolut vertrauenswürdig bei allen Gelegenheiten kennen gelernt. Nun will er in die USA gehen: Ich würde mich freuen, wenn Sie ihm bei diesem Vorhaben helfen könnten.“

Im März 1947 wanderte Peter mit Unterstützung seines Cousins Dietrich Alsberg, der seit 1938 dort lebte, in die Vereinigten Staaten aus und wurde im DP-Camp in Newark registriert, das er im April in Richtung New York verließ. 1951 wurde er zur US-Army eingezogen und in Deutschland stationiert, wo er seine Eltern wieder sehen konnte. Seit 1953 arbeitete er als Techniker und Ingenieur für IBM in Detroit. Dort heiratete er 1956 Virginia Cawley, mit der er die drei Söhne - Paul, Ken und Jim hatte. Er starb 1997 und hinterließ auch drei Enkel, von denen Nate Hofmann als F16-Pilot derzeit auf dem Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in Deutschland stationiert ist. (Das Foto zeigt Pete Hofmann mit seiner Mutter.)  

 

Schachspiel in seinem Haus mit einem Freund um 1960
Schachspiel in seinem Haus mit einem Freund um 1960

Epilog

 

Paul Hofmann starb am 19.5. 1961. Im August 1949 hatte ihm das Hessische Innenministerium die Ausstellung eines „Roten Sonderausweises“ für Verfolgte verweigert, „da nach Ansicht des Herrn Ministers die nachgewiesene Verfolgung die Ausstellung eines Ausweises nicht rechtfertige. Sein weit über zehn Jahre verfolgter Antrag im Entschädigungsverfahren, seine gesundheitlichen Probleme in der Nachkriegszeit auf die erlittene Zwangsarbeit zurückzuführen, war gleichfalls erfolglos geblieben. Da er „zu lange“ nach dem Krieg noch lebte, nahmen die Behörden an, dass seine gesundheitlichen Probleme dem Alter und nicht der Verfolgung durch KZ-Haft oder Zwangsarbeit geschuldet seien.

Wolfgang Matthäus

Juni 2025

Verlegung am 2.7.2025

 

 

 

Quellen und Literatur

 

HHStAW: Bestand 518 7521 (Entschädigungsakte Paul Hofmann)

StadtA Kassel: Einwohnermeldekartei, Hausstandsbücher, Adressbücher

Arolsen Archives: Dokumente zu Peter und Paul Hofmann

Dokumente, Fotos, Lebenserinnerungen und Informationen aus der Familie, zur Verfügung gestellt von Ken Hofmann

 

Ausstellung zur Geschichte der Landesärztekammer Hessen

Hessisches Ärzteblatt 5/2015, Sonderdruck zur Geschichte der Landesärztekammer Hessen

Benno Hafeneger / Marcus Velke / Lucas Frings, Geschichte der hessischen Ärztekammern 1887-1956, 2016

Jüdische Ärztinnen und Ärzte im Nationalsozialismus: Ausgrenzung, Entrechtung, Verfolgung. Dokumentation des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages (Dokumentation WD 1 - 3000 - 035/18)

 

 

 

 

 

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