Neben den vielen Gedichten Ernst Reuses, die sich mit der nordhessischen Heimat und der Geschichte von Kirchditmold und Kassel beschäftigen, hat er auch eine Reihe von Gedichten geschaffen, die seine politische Haltung zum Natinalsozialismus dokumentieren. Seine Frau hat aus Angst um sein Leben sorgsam darüber gewacht, dass sie zur damaligen Zeit nicht an die Öffentlichkeit kamen. Bei der Vorbereitung einer Lesung aus Reuses Werken (zum 1100-jährigen Geburtstag der Stadt Kassel) hat seine Frau Gisela Reuse-Drawert das private "Archiv" im Keller geöffnet und Helge Tismer hat u.a. eine Kladde mit  160 meist in in Süterlin geschriebenen Gedichten gefunden.

 

Die schwarze Kladde mit den Gedichten
Die schwarze Kladde mit den Gedichten
Die Überschrift  in lateinischer Schrift:   Volk in Ketten   Nachrichten aus dem dritten Reich  oder der Weg zum Krieg
Die Überschrift in lateinischer Schrift: Volk in Ketten Nachrichten aus dem dritten Reich oder der Weg zum Krieg
hier eine Doppelseite mit den Gedichten 48  Ein Traum, 49 Tod und Leben und 50 Volksurteil
hier eine Doppelseite mit den Gedichten 48 Ein Traum, 49 Tod und Leben und 50 Volksurteil
zwei Strophen aus Gedicht  153  Und nochmals Spanien
zwei Strophen aus Gedicht 153 Und nochmals Spanien

 

Schweigen

 

Das ist die rechte Freiheit nicht,

Die man dem Volk versprochen,

Wenn jedes Wort man wägt und wiegt,

Ob nicht  `ne Silbe drinnen liegt.

Die nach Kritik gerochen.

Das ist die rechte Freiheit nicht.

Die man dem Volk wollt´ zeigen;

Wenn`s gleich man mit dem Kadi kriegt,

Riskiert, dass man ins Zuuchthaus fliegt,

Dann heißt es eben: „Schweigen!“

 

 

Weihnachtswunsch

 

Ich wollt. Ich wär der Weihnachtsmann                         Und zög von Haus zu Haus.                                                 Träf ich den Adolf Hitler an,                                             Würf ich ihn glatt hinaus.

Und all das andre Schelmenpack,

Das höb ich in die Höh

Und steckt´s in einen großen Sack,

Schrie´s dann auch Ach und Weh.

 

Ich bänd ihn oben feste zu                                                 Und ließ es nie mehr sehn.                                             Dann könnten wir in aller Ruh                                          Das Weihnachtsfest begehn.

 


 

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